WILSDORF


Die Gemeinde Wilsdorf im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus den Ortschaften Wilsdorf und Hopfengarten. In Hopfengarten wurde unterschieden zwischen dem Dorf Hopfengarten sowie den beiden Ortsteilen Neu-Hopfengarten und „Auf der Höh”. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 340 ha. Das Gemeindegebiet von Wilsdorf nimmt die südöstliche Abdachung des Hopfenberges (501 m) ein. Das Gelände fällt von Nordwesten nach Südosten und verflacht sich dabei allmählich bis zum tiefsten Punkt am Flußufer der Elbe (125 m). Die Gesamtfläche der Gemeinde bestand zu 70 % aus landwirtschaftlich genutzten Flächen und zu gut 20 % aus Wald.

Wilsdorf und Hopfengarten haben sich seit Ende des 19. Jahrhunderts aus reinen Bauerndörfern zu ausgesprochenen Wohndörfern von Arbeitnehmern entwickelt. Der Anteil der Bevölkerung an Land- und Forstwirtschaft nahm 1939 nur noch 7 % ein, während der Anteil an Industrie und Handwerk 54 % und an Handel und Verkehr 20 % betrug.  Wilsdorf und Hopfengarten gehörten seit ihrer Gründung zur Pfarrei St. Wenzel in Rosawitz. Als 1621 bis 1702 Rosawitz als Filialkirche von Tetschen verwaltet wurde und die Pfarrei Schönborn im gleichen Zeitraum der Pfarrei Neschwitz zugeteilt war, gehörten möglicherweise auch Wilsdorf und Hopfengarten (wenigstens aber Hopfengarten) vorübergehend zu Neschwitz. Die Matriken sind wie alle Rosawitzer Kirchenbücher seit 1596 erhalten. Von alters her hatte Wilsdorf ein nur zu Landesfronen und geringem Erbzins verpflichtetes freies Erbgericht, zu dem 1478 auch Malschwitz, Krochwitz, Seldnitz, Rosawitz und Bodenbach gehörten. Die Dorfruge für Wilsdorf ist für 1567 belegt. Seldnitz, Rosawitz und Bodenbach wurden 1579 an das neu gegründete Gericht Weiher umgegliedert, kamen jedoch (außer Bodenbach) um 1650 wieder an Wilsdorf zurück. Hopfengarten gehörte immer zum Gericht Schönborn und besaß eine Dorfruge von 1649. Von 1787 bis 1849 war der Ort Pfaffendorf angegliedert. Bei der Einteilung der politischen Gemeinden 1849 wurde aus den Ortschaften Wilsdorf, Hopfengarten, Malschwitz und Krochwitz die politische Gemeinde Wilsdorf gebildet. Von etwa 1860 bis 1880 kam vorübergehend auch Seldnitz dazu, das dann an Bodenbach abgegeben wurde. 1904 wurden Krochwitz und 1912 Malschwitz selbständige Gemeinden und damit von Wilsdorf abgetrennt.  

Wilsdorf ist eine deutsche Rodungssiedlung aus dem 13. Jahrhundert. Infolge der Lage an der Elbe war es als einseitiges Reihendorf angelegt worden. Der Ortsname beinhaltet die sprachlich abgeschliffene Form des Namens Wilhelm. Die älteste bekannte Nennung erfolgte 1478. Ein Tetschner Ratsprotokoll von 1571 nennt Wilsdorf mit sechs Wirten. Für 1587 ist der Familienname John überliefert. Im Urbar von 1624 hießen die Bauern Werner, Laube, Schneider, Seidel, Stettin und Teufel. 1654 hatte „Willsdorff” neun Häuser und 1713 zwölf Häuser. Die Bauern hießen damals Beer (Peher), Laube, Böhml, Hendrich (Heinrich), Hübner und Werner. 1787 standen 14 Häuser und 1833 16 Häuser mit 111 Einwohnern. 1804 brannte Wilsdorf vollständig ab. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 zählte die ganze Gemeinde 264 bzw. 420 deutsche Einwohner. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Dörre, Behmel, Fieber, Huschak, Neumann, Prautsch, Renelt und Riedel.

Hopfengarten
Auch Hopfengarten ist eine deutsche Rodungssiedlung mit Waldhufenanlage, doch dürfte die Gründung später als Wilsdorf erfolgt sein – vermutlich Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. Wahrscheinlich ist es eine Zurodung zu Wilsdorf auf einem ursprünglich zum Hopfenbau genutzten Gelände, woher auch der Namen stammen dürfte. Die älteste bekannte Nennung von Hopfengarten erfolgte 1515 mit „Hopffegarten”. In die tschechische Landtafel wurde 1543 und 1554 „Chmelnicze” eingetragen. Für die Jahre 1571 und 1581 sind fünf angesessene Mann bzw. vier Bauern nachgewiesen. Im Urbar von 1624 sind vier Bauern mit den Namen Heinrich, Hübner, Püschel und Reynold (Renelt) sowie der Gärtner Heinrich und der Häusler Püschel genannt. 1654 hatte der Ort vier Bauern, einen Gärtner und einen Häusler, zusammen also sechs Häuser. 1713 waren sieben Wirte verzeichnet. Die Namen lauteten Hübner, Rehnelt, Heinrich und Püschl. 1787 hatte „Hopfen- oder Hoppegarten” 13 Nummern und 1833 17 Häuser mit 112 Einwohnern. Bei den Volkszählungen 1869 und 1890 zählte man 118 bzw. 138 deutsche Bewohner. Infolge der Industrialisierung wuchs die Einwohnerzahl bis 1910 auf 331, darunter 20 Tschechen, an. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Fieber, John, Hübner, Jezek, Krauspenhaar, Renelt und Seiffert.  

Nach der Volkszählung von 1961 hatte die tschechische politische Gemeinde Vilsnice (= Wilsdorf) 137 bewohnte Häuser mit 777 Bewohnern. Heute sind Vilsnice und Chmelnice (= Hopfengarten) in die Stadt Děčín als Ortsteile (Vilsnice = Děčín XII und Chmelnice = Děčín XXV) eingemeindet.

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