KREISGEBIET

 

Der ehemalige deutsche Kreis Tetschen (im Regierungsbezirk Aussig gelegen) ist vom Umfang her identisch mit der früheren Bezirkshauptmannschaft Tetschen (Bezeichnung während der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie von 1850 bis 1918) und mit dem politischen Bezirk Tetschen (Bezeichnung während der Zugehörigkeit zur CSR von 1918 bis 1938). Von 1938 bis 1945 gehörte der Kreis Tetschen zum Deutschen Reich, von 1942 bis 1945 lautete die Bezeichnung Kreis Tetschen-Bodenbach.

Innerhalb des Kreises bestanden drei Gerichtsbezirke: Gerichtsbezirk Tetschen mit 39 politischen Gemeinden bzw. 79 Ortschaften, darunter die beiden Städte Tetschen und Bodenbach. Der Gerichtsbezirk Bensen umfasste 25 politische Gemeinden bzw. 36 Ortschaften, darunter die Städte Bensen und Wernstadt. Der Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz hatte 26 politische Gemeinden bzw. 37 Ortschaften, darunter die Städte Böhmisch Kamnitz und Steinschönau. Insgesamt bestand der Kreis also aus 90 politischen Gemeinden, die sich aus 152 Ortschaften zusammensetzten. Die Gesamtfläche des Kreisgebietes betrug 60.300 ha (603 qkm), davon hatte der Gerichtsbezirk Tetschen 280 qkm, der Gerichtsbezirk Bensen 141 qkm und der Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz 182 qkm.



Geografische Lage

Der Kreis Tetschen liegt in Nordböhmen. Er grenzt im Norden an Sachsen sowie an die (bis 1945 bestehenden) Landkreise: im Nordwesten an Rumburg und Warnsdorf, im Osten an Deutsch-Gabel, im Südosten an Böhmisch Leipa, im Süden an Leitmeritz und im Südwesten und Westen an Aussig. Das Kreisgebiet ist überwiegend hügelig und bergig. Geologisch gehört das Gebiet nördlich der Linie Eulautal - Bodenbach-Tetschen - Böhmisch Kamnitz zum Elbsandsteingebirge und der „Böhmischen Schweiz” sowie dem Kreibitzer Gebirge, das den nordöstlichsten Teil des Kreises einnimmt. Im Nordteil liegen die höchsten Gipfel: linkselbisch der Hohe Schneeberg (721 m) und rechtselbisch der Kaltenberg (731 m). Der südlich der genannten Linie liegende Teil des Kreisgebietes ist ein Teil des Böhmischen Mittelgebirges. Im äußersten Westen reicht das Erzgebirge bis in das Kreisgebiet (mit Teilen bei Königswald und Tyssa) hinein. Besonders sehenswert sind das Elbetal zwischen Tetschen und Herrnskretschen sowie die Klammen des Kamnitzbaches, die Tyssaer Wände und das in Europa einzigartige Prebischtor – ein gewaltiges, 30 m langes und 20 m hohes Felsentor. Berühmt sind auch der Herrnhausfelsen bei Steinschönau und die Laskenwand bei Bachelsdorf mit ihren Versteinerungen.  Die von Wald bedeckte Fläche nahm 48 % des Kreisgebietes ein. Klimatisch liegt das Gebiet um Tetschen in der mitteleuropäischen Klimazone, in welcher als Übergang zwischen dem ozeanischen Westen und dem kontinentalen Osten dennoch die westlichen Luftströmungen vorherrschen und die Luftdruckverhältnisse des Atlantischen Ozeans ausschlaggebend sind. Die Winter sind daher nicht so kalt wie in Osteuropa und die Sommer nicht so kühl und feucht wie in Westeuropa.  1939 hatte der Landkreis rund 118.000 Einwohner. Die Wirtschaftsstruktur war bis 1945 bestimmt durch den hohen Anteil von Industrie- und Handwerksbetrieben (47 %) sowie dem sehr hohen Anteil von Handel und Verkehr (19 %). Der Anteil der land- und forstwirtschaftlichen Berufe lag bei gut 10 %.

 

 

Karte des Bezirks Tetschen (um 1925)

 

 

(zum Vergrößern Karte anklicken)

Besiedlung
Die ältesten Spuren menschlichen Daseins im Kreis Tetschen reichen viele Jahrtausende zurück. Aus der Jungsteinzeit stammen verschiedene Steingeräte. Viele von ihnen wurden aus der Elbe gebaggert oder kamen bei Feldarbeiten zutage. Solche vereinzelten steinzeitlichen Funde wurden in Algersdorf, Bensen, Böhmisch Kamnitz, Freudenberg, Kleinwöhlen, Mertendorf, Steinschönau und Tetschen gemacht. Der einzige jungsteinzeitliche Fund, der auf das Bestehen einer Ansiedlung hinweist, stammt von der Höhe des Quaderberges bei Tetschen. In die späte Bronzezeit fallen Siedlungsspuren im Elbetal um die Wende vom zweiten zum ersten Jahrtausend v.Chr. Es handelt sich dabei um Gräberfelder, welche auch in der späteren Eisenzeit benützt wurden.

Böhmen wurde um 500 v. Chr. durch keltische Gruppen der Bojer besiedelt, die dem Lande den Namen gaben und um diese Zeit weite Teile West- und Mitteleuropas beherrschten. Ihre Anwesenheit im Lande dokumentieren Waffen-, Werkzeug- und Gräberfunde sowie Hinweise von antiken Schriftstellern. Vom 3. bis 1. vorchristlichen Jahrhundert erfolgte die Besiedelung eines schmalen Streifens im Elbetal durch germanische Gruppen, die nach und nach von Nordwesten her eindrangen. In Bodenbach-Rosawitz wurden aus dieser Periode in der Flur „Kleiner Sand” im Jahre 1839 Brandgräber entdeckt, die eine Vielzahl von tönernen Gefäßen - gefüllt mit Asche, Holzkohle und Gebeinen - sowie Scherben enthielten und als vor-markomannische, germanische „Bodenbacher Gruppe” bekannt wurden.

Archäologische Funde der "Bodenbacher Gruppe"

Von einer Landnahme durch die Germanen kann aufgrund der geringen Besiedelung nicht gesprochen werden. Ein Jahrzehnt nach der Zeitenwende brechen die Brandgräber unvermittelt ab. In den Jahren 1910 sowie 1918 und 1919 wurden ebenfalls in Rosawitz im „Kleinen Sand” und im „Großen Sand” weitere Gräberfelder entdeckt. Ebenso wurden später in Krischwitz und Politz Brandgräber der "Bodenbacher Gruppe" nachgewiesen.

Karte der Funde von Rosawitz [anklicken]

(Quelle: Mauder, Chronik von Bodenbach; 1930)

In den letzten Jahrzehnten des ersten vorchristlichen Jahrhunderts besiedelten die germanischen Markomannen das Land. Tacitus berichtete vom Eindringen der Markomannen („Grenzmänner”) in Böhmen aus dem Jahre 9 v. Chr. unter König Marbod. Im Kreise Tetschen ließen sich Sippenmitglieder der Batinoi nieder. Im 5. Jahrhundert zogen Hermunduren aus Thüringen nach Böhmen und gegen Ende des 5. Jahrhunderts besiedelten Langobarden vorwiegend Nordwestböhmen, die aber nach dem Abkommen von 586 mit den Awaren nach Italien auswanderten. Geringe germanische Bevölkerungsreste blieben zurück, doch waren weite Gebiete im nördlichen Böhmen über Jahrhunderte hinweg menschenleer. Vom 5. bis 10. Jahrhundert beispielsweise gibt es keinen einzigen archäologischen Siedlungsfund im Raume Tetschen. Bei den ältesten nachchristlichen Funden handelt es sich um slawische Grabfunde aus Tetschen, Bodenbach, Rongstock und Rosawitz aus dem 10. Jahrhundert.  

Vermutlich erfolgte ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ein langsames Einrücken von slawischen Stämmen nach Böhmen, die wahrscheinlich ursprünglich im Gebiet zwischen Don und Weichsel lebten. Zuerst als Nomaden, schließlich als feste Siedler gelangten sie bis an die Elbe. Die slawische Westwanderung dürfte durch die Kriege der mongolischen Awaren, die 563 n.Chr. Raubzüge über Böhmen hinaus bis nach Thüringen unternahmen, ausgelöst worden sein, da slawische Volksteile als Gefolgsleute der Awaren diese Kriegszüge begleiteten. Nach 800 gelangten die slawischen Stämme, die bis dahin nur das fruchtbare Gebiet Innerböhmens besiedelt hatten, durch die Flusstäler langsam in die Randgebiete des Landes. Als 894 die Magyaren unter ihrem Herrscher Arpad Ungarn eroberten und weitläufige Raubzüge in die Nachbarländer unternahmen, erkannten auch die tschechischen Fürsten die Notwendigkeit, sich zu ihrem Schutz enger zusammenzuschließen. 912 wurde der Herzog Spitihnew zum militärischen Oberhaupt der tschechischen Stämme gewählt und 950 schließlich gelang es Boleslaw I., die böhmischen Stammesherzöge seiner Oberhoheit zu unterwerfen.

Um 950 wurde auch die Burg Tetschen errichtet und mit einem Verwalter oder Gaugrafen (tschechisch Zupan) besetzt. Die Gaugrafen gingen aus der Dienstmannschaft der Prager Herzöge, den Przemysliden, hervor. Diese waren seit Boleslaw I. die Landesherren und bauten die Burg in Tetschen als „Landmarke”, also als Grenzburg mit einer Zollstätte und unternahmen vor hier aus Kriegszüge in das Meißner Gebiet zur territorialen Machterweiterung. Böhmen war zu dieser Zeit in Kreise, die Kreise wiederum in Distrikte (slawisch: Zupen) eingeteilt. Die Gegend um Tetschen wird erstmals urkundlich im Jahre 993 in einer Papsturkunde als „Provincia Dechinensis”, also als Tetschner Gau, bezeugt; sie war bis etwa 1150 ziemlich menschenleer. Um 1150 fielen die meißnischen Gebiete nördlich von Tetschen sowie Gebiete in der Oberlausitz an die böhmischen Herzöge. Das Pirnaer Gebiet kam 1459, die Oberlausitz erst 1635 an Sachsen.  

Ab dem 12. Jahrhundert setzte die deutsche Ostkolonisation ein. Die tschechischen Landesherren warben deutsche Bauern zu Kultivierung des Landes an. Besonders im 13. Jahrhundert kamen deutsche Siedler nach Nordböhmen. Entsprechend den mittelalterlichen deutschen Siedlungsströmen, die zum Landesausbau im Raum Tetschen beigetragen haben, bestanden im Kreisgebiet vier mundartliche Besonderheiten, die sich trotz Jahrhunderte langer sprachlicher Abschleifungen bis 1945 erhalten hatten und auf die Herkunft der Siedler hinweisen. Der westliche und mittlere Teil des Kreisgebietes wurde aus dem obersächsischen Raum (der Raum um Pirna und Meißen) besiedelt. Die Gegend östlich davon, etwa ab der „Hemmschwelle” zwischen Bensen und Böhmisch Kamnitz, war aus der nördlich gelegenen Oberlausitz heraus besiedelt worden. Die Landnahme des südlichen Teils des Kreisgebietes erfolgte von Süden her aus dem Bereich um Auscha, der zum Einflussbereich des Klosters Doxan bei Leitmeritz gehörte. Das Kreisgebiet von Tetschen hatte Jahrhunderte lang eine rein deutsche Bevölkerung.

Erst durch den Bau der Bahnlinien und die Industrialisierung kamen Ende des 19. Jahrhunderts Tschechen in einige Gemeinden. Nach 1918, also zur Zeit der Tschechoslowakischen Republik, wanderten zahlreiche Tschechen als Folge der nationalen Politik des neuen Staates zu. Die meisten der zugezogenen Tschechen wanderten aber 1938 nach dem Anschluss an Deutschland wieder ab. Mit der deutschen Kapitulation am 08. Mai 1945 wurde das Kreisgebiet Tetschen wie ganz Böhmen wieder tschechisch und Bestandteil der späteren CSSR. Die deutsche Bevölkerung wurde durch „wilde Vertreibungen” im Sommer 1945 sowie nach der Konferenz der Siegermächte in Potsdam mit Zustimmung der Alliierten ab 1946 „planmäßig“ aus ihrer Heimat vertrieben und überwiegend in Deutschland angesiedelt.

Kirchliche Entwicklung
Der Kreis Tetschen gehörte seit 973 zum Bistum (seit 1344 Erzbistum) Prag und kam 1655 zum neu errichteten Bistum Leitmeritz. Das Gebiet des Kreises Tetschen umfasste 20 Alt-Pfarreien, dies waren solche Pfarrstellen, die schon in der Zeit bis zum 14. Jahrhundert entstanden. Darunter dürften die ältesten Pfarreien diejenigen von Tetschen, Bensen, Arnsdorf, Höflitz und Neschwitz sein, welche bereits im 13. Jahrhundert, vielleicht auch schon im 11. Jahrhundert gegründet worden sind. Im Zuge des deutschen Landausbaues folgten als weitere Gründungen die Pfarreien von Algersdorf, Böhmisch Kamnitz, Eulau, Güntersdorf, Königwald, Markersdorf, Mertendorf, Reichen, Rosawitz, Rosendorf, Schönborn, Steinschönau, Tichlowitz, Wernstadt und Windisch-Kamnitz. Alle genannten Pfarreien waren bereits im Jahre 1352 eingerichtet. Außer den römisch-katholischen bestanden auch mehrere evangelische Pfarreien: zwei in Bodenbach, eine in Rosendorf und eine in Böhmisch Kamnitz. In Tetschen gab es auch eine altkatholische Pfarrei und in Bodenbach eine israelitische Gemeinde.

Verwaltung
Die Gaugrafschaft Tetschen bestand vom 10. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Tetschner Burg war der Verwaltungssitz dieses Gebietes. Als um 1250 das Gaugrafenamt nach Böhmisch Leipa verlegt wurde, erfolgte die Einrichtung der Burgsiedlung Tetschen als deutsche Stadt. Der Löwe im Wappen von Tetschen weist deutlich auf die Stadt aus königlicher Hand hin. 1283 erfolgte eine Teilung des alten Gaugebietes in einen westlichen Teil (Herrschaft Tetschen) und einen östlichen Teil (Herrschaft Scharfenstein). Den östlichen Teil verschenkte König Wenzel II. im Jahr 1283 an seine verdienten Vasallen, die Herren von Michelsberg.

Herrschaft Tetschen
Der Nachfolger des Königs, sein Sohn Wenzel III., verschenkte 1305 die Herrschaft Tetschen an die Herren von Wartenberg für treu geleistete Dienste. 1511 kaufte Nikolaus Trcka von Lipa die Herrschaften Scharfenstein und Tetschen von den Wartenbergern. Doch nach nur vier Jahren erwarben die sächsischen Brüder Hans, Wolf und Friedrich von Salhausen die Güter. Bei ihrer Güterteilung 1522 erhielt Hans die Herrschaft Tetschen und Friedrich die Herrschaft Scharfenstein und die östlich anschließenden Gebiete. Aber schon 1534 verkaufte Hans von Salhausen Tetschen an die meißnischen Ritter von Bünau, die 1628/30 gezwungen wurden, aus religiösen Gründen auszuwandern. Käufer und neue Herren waren die aus Südtirol stammende gräfliche (später fürstliche) Familie von Thun und Hohenstein, die bis 1850 Grundherren blieben.

Wappen des Fürsten von Thun und Hohenstein (1911)

Herrschaft Scharfenstein
Von 1283 bis 1407 gehörte die (ältere) Herrschaft Scharfenstein den Herren von Michelsberg. Die Burg Scharfenstein wurde um 1220 auf halbem Weg zwischen Tetschen und Böhmisch Leipa errichtet. Um 1405/08 verkaufte Johann III. von Michelsberg die Herrschaft an seinen Schwiegersohn Hinko Berka von Dauba. Über dessen Söhne kam 1426 die südwestliche Hälfte (Scharfenstein mit Bensen und Binsdorf) und 1428 die nordöstliche Hälfte (überwiegend Böhmisch Kamnitz) an die auf Tetschen sitzenden Herren von Wartenberg. Bis 1522 war die Entwicklung der Herrschaft Scharfenstein die gleiche wie bei der Herrschaft Tetschen – also 1511 Verkauf an Trcka von Lipa und 1515 Verkauf an die Brüder von Salhausen. 1522 erhielt Friedrich von Salhausen bei der Teilung die ältere Herrschaft Scharfenstein. 1535 wurde von dem Gebiet der Bereich um Böhmisch Kamnitz abgetrennt. In der Zeit vom 15. bis 17. Jahrhundert bildeten sich auf dem Gebiet der Herrschaft Scharfenstein nach und nach die dann selbständigen Herrschaften Bensen, Binsdorf, Böhmisch Kamnitz und die Güter Markersdorf, Scharfenstein (jüngere Herrschaft) und vermutlich auch Groß-Bocken und Meistersdorf heraus, die bis zur Auflösung der Grundherrschaften im Jahre 1850 existierten.

 Stark stilisierte Ansicht und Grundriss der ehem. Burg Scharfenstein


Herrschaft Böhmisch Kamnitz
Die Herrschaft wurde 1535 von der Herrschaft Scharfenstein abgetrennt und kam als Heiratsgut der Anna von Salhausen an die Familie ihres Mannes, Prokop von Wartenberg. Den Wartenbergern gehörte die Herrschaft bis 1614, bis sie an die gräfliche Familie Kinsky (von Wchinitz) verkauft wurde. In deren Besitz verblieb Kamnitz bis 1850.

Wappen der Familie Kinsky

Verwaltung ab 1850
Aufgrund des Beschlusses vom 4. August 1849 wurde die Bezirkshauptmannschaft Tetschen ab dem 01.02.1850 hinsichtlich der politischen Verwaltung und ab dem 02.06.1850 hinsichtlich der Gerichtsverwaltung eingerichtet. Diese Einrichtung erfolgte mit dem Ende der grundherrlichen Zeit und durch die Aufhebung der ehemaligen Herrschaften Tetschen, Bensen, Binsdorf und des größeren Teils der Herrschaft Böhmisch Kamnitz, ferner der Güter Scharfenstein und Groß-Bocken sowie von Teilgebieten der Herrschaften bzw. Güter Liebeschitz, Ploschkowitz, Konoged, Liebshausen und Drahobus. Die anfänglich zum Bezirk Aussig zugeteilten Gemeinden Tyssa und Königswald kamen erst 1868 zum Kreis Tetschen. Während 1850 der Bezirk Tetschen zur Kreishauptmannschaft Böhmisch Leipa gehört hatte, wurde er ab 1868 zur Kreishauptmannschaft Leitmeritz zugeordnet. Die regionale Gliederung blieb bei der Reform von 1868 erhalten, so dass es fortan innerhalb der Bezirkshauptmannschaft die drei Gerichtsbezirke Tetschen, Bensen und Böhmisch Kamnitz gab. Die Bezirkshauptmannschaft bestand bis zum Untergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1918. Von 1919 bis 1938 gehörte der politische Bezirk Tetschen zur Tschechoslowakischen Republik. Ab der Zugehörigkeit zum Deutschen Reich vom 01.10.1938 an war die offizielle Bezeichnung Landkreis Tetschen und von 1942 bis 1945 Landkreis Tetschen-Bodenbach.

Heimatkreis nach 1945
Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung in den Jahren 1945/46 wurde das Gebiet des Kreises Tetschen verändert. Von 1949 bis 1960 war der okres Děčín auf die Orte der ehemaligen Gerichtsbezirke Tetschen und Bensen sowie auf drei Orte des Gerichtsbezirkes Böhmisch Kamnitz (Markersdorf, Alt- und Neu-Ohlisch) beschränkt. Die übrigen Orte des Gerichtsbezirkes Böhmisch Kamnitz gehörten zum okres Nový Bor (Kreis Haida). 1960 wurden die Orte weitgehend in den okres Děčín zurück gegliedert. 1997 beschloss das tschechische Abgeordnetenhaus eine Reform der Gebietsverwaltung, die 2001 in Kraft trat. Seitdem bestehen in der Tschechischen Republik 14 (statt 7)  kraje (= Regionen), die wiederum in okresy (= Kreise oder Bezirke) unterteilt sind. Die Region Aussig (Ustecky kraj) umfasst seitdem sieben okresy, worunter auch der okres Děčín ist. Der okres Česka Lipa (Kreis Böhmisch Leipa) gehört nun zur Region Reichenberg (Liberecky kraj).  

Heimatkreis heute
Im Jahr 2008 leben im okres Děčín auf einer Gesamtfläche von 909 qkm rund 134.000 Einwohner in 52 Gemeinden. Die Gemeinden Königswald (Libouchec), Tyssa (Tisá) und Rongstock (Roztocky) wurden dem okres Usti (Kreis Aussig) angeschlossen. Die Gemeinden Meistersdorf-Ullrichsthal (Mistrovice und Nový Oldřichov), Nieder- und Ober-Preschkau (Dolní- und Horní Prýsk), Parchen (Práchen) und Steinschönau (Kamenický Šenov) gehören nun zum okres Česká Lípa (Kreis Böhmisch Leipa). Dafür wurden neunzehn Gemeinden des „Niederlandes“ – nämlich Dolní Podluží (Niedergrund), Dolní Poustevna (Niedereinsiedel), Doubice (Daubitz), Chřibská (Kreibitz), Horní Podluži (Obergrund), Jiřetín pod Jedlovou (St. Georgenthal), Jiřikov (Georgswalde mit 3.900 Einwohnern), Krásná  Lipa (Schönlinde mit 3.600 Einwohnern), Kytlice (Kittlitz mit den Ortsteilen Dolní Falknov (Niederfalkenau), Falknov (Falkenau), Hillův Mlýn und Mlýny (Hillemühl), Lipova (Hainspach), Lobendava (Lobendau), Mikulášovice (Nixdorf mit 2.300 Einwohnern), Rumburk (Rumburg mit 11.000 Einwohnern), Rybniště (Teichstadt), Staré Křečany (Alt Ehrenberg), Šluknov (Schluckenau mit 5.500 Einwohnern), Varnsdorf (Warnsdorf mit 16.000 Einwohnern); Velký Šenov (Groß Schönau) und Vilémov (Wölmsdorf) dem nun viel größeren okres Děčín angegliedert.

Die weiteren 33 politischen Gemeinden sind wie früher schon Arnoltice (Arnsdorf), Benešov nad Ploučnicí  (Bensen), Bynovec (Binsdorf), Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz), Děčín (Tetschen-Bodenbach), Dobkovice (Topkowitz), Dobrná (Hochdobern), Dolní  Habartice (Niederebersdorf), Františkov nad Ploučnicí (Franzenthal-Ulgersdorf), Heřmanov (Hermersdorf), Horní Habartice (Ober-Ebersdorf), Hřensko (Herrnskretschen), Huntířov (Güntersdorf), Janov (Jonsdorf), Janská (Johnsbach), Jetřichovice (Dittersbach), Jílové (Eulau), Kámen (Heidenstein), Kunratice (Kunnersdorf), Labská Stráň  (Elbleiten), Ludvíkovice (Losdorf), Malá Veleň (Klein Wöhlen), Malšovice (Malschwitz), Markvartice (Markersdorf), Merboltice (Mertendorf), Růžová (Rosendorf), Srbská Kamenice (Windisch Kamnitz), Starý Šachov (Alt-Schokau), Těchlovice (Tichlowitz), Valkeřice (Algersdorf), Velká Bukovina (Groß-Bocken), Verneřice (Wernstadt) und Veselé (Freudenberg).