TYSSA


Die Gemeinde Tyssa im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus den Ortschaften Tyssa und Raiza. Zu Tyssa gehörten die Einschicht Touristenbaude sowie ein Haus in Oberwald. Der an Tyssa westlich anschließende Ortsteil Antonsthal (10 Häuser, gegründet 1873) und der an Raiza ebenfalls westlich anschließende Ortsteil Neuhof (32 Häuser, 1822 gegründet) gehörten zur Gemeinde Peterswald im Kreis Aussig. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 1.139 ha. Das Gemeindegebiet von Tyssa ist hochgelegen und bergig. Schön und berühmt sind die Tyssaer Wände (610 m), die aus den Großen Wänden (Steinwand) und den Kleinen Wänden bestehen, beide steigen direkt oberhalb der Ortsmitte von Tyssa auf. Sie nehmen eine Länge von fast 1 km ein und sind bis zu 60 m hoch. Zu den originellsten dieser fast 80 Felsbildungen gehören „Doktor” und „Apotheker”, „Schildkröte”, „Schlange”, „Kamel” und viele andere mehr. Von der Gesamtfläche der Gemeinde waren fast 50 % bewaldet und knapp 40 % wurden landwirtschaftlich genutzt. Tyssa und Raiza hatten wegen ihrer Gebirgslage nie eine blühende Landwirtschaft, sondern waren von Anfang an kleinbäuerlich strukturiert. 1939 machte der landwirtschaftliche Anteil nur knapp 7 % aus; auf die Wirtschaftsbereiche Industrie und Handwerk kam der hohe Anteil von über 67 % und auf Handel und Verkehr noch 10 %. Tyssa besaß eine hochentwickelte Industrie.  

Tyssa und Raiza gehörten von ihrer Gründung an bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Pfarrei Königswald. Im Jahre 1786 wurde in Tyssa eine Lokalie errichtet, die 1848 von Königswald abgetrennt und unter Zuteilung von Eiland und Raiza zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. 1876 kam auch der Peterswalder Ortsteil Antonsthal dazu. Die Matriken für Tyssa und Raiza sind seit 1784 erhalten. Ältere Eintragungen befinden sich in den Königswalder Kirchenbüchern, u.z. Taufen seit 1695, Trauungen seit 1657 und Sterbefälle seit 1654. Die Pfarrkirche zur Hl. Mutter Anna wurde 1785 bis 1787 in spätbarockem Stil errichtet. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts gehörten Tyssa und Raiza zum Erbgericht in Königswald. Seit 1670 hatte Tyssa und bald darauf auch Raiza ein eigenes Ortsgericht.  

Das Gebiet der späteren Gemeinde Tyssa gelangte im Jahre 1169 in den Besitz des im Raume nördlich von Aussig siedlerisch tätig gewesenen Johanniterordens. Eine Schenkungsurkunde enthält die Örtlichkeiten „Tesk” (= Waldgebiet mit Eibenbeständen; von slawisch „tes” oder „tis” = Eibe) und „Rufus puteus” (= roter Graben).  

Tyssa
Als älteste Nennung gilt das Jahr 1340. 1541 heißt es „Dissa” und 1581, 1590 und 1620 „Diesse”. Nach der Steuerrolle von 1654 hatte „Tisa” 20 Häuser. Im Jahre 1675 hießen die Bauern Umlauft und Schütze (vorher Paust) und die Gärtner Weigend, Hübsch, Rühr, Kahlhaupt, Püschner, Rauchfuß, Tauschmann, Teufel und Weber. 1713 gab es 20 Wirte. Eine bedeutende Vergrößerung erfuhr Tyssa, als die Gräfin Philippine von Thun geb. von Harrach zwischen 1720 und 1732 den Ortsteil Philippineck anlegen ließ und 1757 weitere 60 Baustellen auf herrschaftlichen Gründen an Ansiedler vergeben wurden. 1787 hatte Tyssa auch schon 122 Hausnummern. 1833 standen 227 Häuser, in denen 1.456 Einwohner lebten. Mit dem dazugehörigen Schönstein, das 37 Häuser umfasste und 347 Einwohner zählte, lebten 1.703 Personen in Tyssa, wo die Knopf- und Schnallenindustrie viele Arbeitskräfte beschäftigte. 1869 hatte Tyssa 1.652 Einwohner, 1890 waren es bereits 2.178 und 1910 genau 2.346 deutsche Bewohner. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Hiebsch (der Name kam 62 Mal vor) und Püschner (51 Familien). Es folgten Löbel, Weigend, Walter, Kinzel, Hieke, Rühr, Wolf, Kühnel, Böhm, Paul, Ritschel, Umlauft, Weckend, Fritsche, Hacker, Hahmann, Jäger, Perthen, Rauchfuß, Schwarz, Focke, Grohmann, Klement, Kraut, Laube, Ruprecht, Baumann, Birk, Jahnel, Langer, Müller, Peter, Rotsch, Teufel, Wend, Werner, Hocke, Rehn, Ruhmich, Rüster, Sedlak und Thiele.  

Raiza
Auch für Raiza wird 1340 als Erstnennung angegeben. An ältesten bekannten Schreibungen gibt es 1581 „Ratzdorff”, 1589 „Raicz”, 1589 „Rötzsch” und 1592 „Raitzdorff”. Die frühesten überlieferten Familiennamen sind Hippisch (1591), Hohfießel (1611) und Hübsch (1613). Im Dreißigjährigen Krieg wurde Raiza völlig zerstört. Um 1690 lauteten die Namen der Besitzer Hübsch, Fritsche, Müller, Rauchfuß und Walter (als Gärtner) und Klement, Patzelt, Walter und Weckend (als Häusler). 1713 gab es 13 Häuser und 1787 hatte „Reitza” 39 Nummern. 1833 wurden 51 Häuser mit 329 Einwohnern registriert. In den Volkszählungen von 1869, 1890 und 1910 hatte Raiza 342 bzw. 358 bzw. 364 deutsche Einwohner. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Hiebsch, Rauchfuß, Hieke, Weckend, Weigend, Focke, Baumann, Fritsche, Settmacher und Wolf.  

1961 hatte die tschechische Gemeinde Tísa (Tyssa) 1.011 und die Ortschaft Rajec (Raiza) 26 Bewohner, zusammen also 1.037 Bewohner, die in 242 Häusern lebten. Die politische Gemeinde Tyssa einschließlich der Gemeinde Raiza und der hierher umgemeindeten Ortschaft Eiland wurden (ebenso wie Königswald und Rongstock) in den okres Usti (= Kreis Aussig) um-gegliedert. In der Gemeinde leben 2007 etwa 770 Einwohner.

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