STIMMERSDORF


Die Gemeinde Stimmersdorf im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus der Ortschaft Stimmersdorf und der einschichtigen Sommerrestauration Edmundsklamm sowie der Ortschaft (früher Einschicht) Rainwiese. Die Gesamtfläche der Gemeinde belief sich auf 1.038 ha. Stimmersdorf liegt inmitten der Böhmischen Schweiz und ist bis heute wegen seiner landschaftlichen Schönheit und seines Waldreichtums ein beliebtes touristisches Ziel und ein lohnendes Erholungsgebiet. Im nördlichen Teil, entlang der sächsischen Grenze, liegen reizvolle Sandsteinfelsbildungen, zwischen denen zahlreiche Schluchten, die „Gründe”, eingeschnitten sind. Durchquert wird dieses Wald- und Felsengebiet in west-östlicher Richtung von dem beim Prebischtor beginnenden „Gabrielensteig” und in nord-südlicher Richtung von dem schon im 16. Jahrhundert bekannten, aus dem Kirnitzschtal in Sachsen kommenden „Großen Zschandweg”, von dem der „Stimmersdorfer Steig” nach Osten abzweigt. Auf der diesem Bergland im Süden vorgelagerten Hochfläche befindet sich die Ortschaft Stimmersdorf und der Luftkurort Rainwiese. Das Stimmersdorfer Plateau fällt nach Süden rund 200 m steil in die Schlucht des Kamnitzbaches ab und bildet hier die Klammen. Die 1 km lange Kahnpartie durch die seit 1890 öffentlich zugängliche Edmundsklamm beginnt beim sogenannten „Hohl”, wo die Felswände beiderseits des Baches bis zu 100 m hoch aufragen. Die markantesten Stellen der wildromantischen und durch erhabene Stille beeindruckenden Edmundsklamm sind die Mittelwände, der „Dastel” (mit Wasserfällen), der Leiertump, die Klammfamilie und der Schellheger. Das Gemeindegebiet war zu gut 80 % bewaldet, 8 % waren landwirtschaftlich genutzt und 9 % unproduktives Felsengebiet. Über 50 % der Bevölkerung war 1939 in Industrie und Handwerk beschäftigt, 30 % gehörten dem Bereich der Land- und Forstwirtschaft und ebenfalls 30 % dem Bereich Handel und Verkehr an. Viele Bewohner waren auch, bedingt durch ein großes Gästeaufkommen, im Dienstleistungsbereich beschäftigt.  

Stimmersdorf gehörte stets zum Pfarrsprengel Rosendorf und war nur in der Zeit von 1632 bis 1786 der Pfarrei in Arnsdorf angeschlossen. Von den Matriken sind die Tauf- und Sterbebücher seit 1658 und die Trauungsbücher seit 1670 erhalten. Bis 1850 bestand eine Dorfrichterei in Stimmersdorf.

Stimmersdorf
Stimmersdorf ist ein Rodungsdorf, das wahrscheinlich in der Spätzeit des deutschen Landausbaus zwischen 1350 und 1400 gegründet wurde, als zu dieser Zeit nur mehr wenige für eine landwirtschaftliche Nutzung geeignete Flächen vorhanden waren. Die Ansiedlung könnte von Rosendorf oder Jonsdorf aus erfolgt sein. Rainwiese dürfte seine Entstehung der Salhausen` schen oder Bünau` schen Waldwirtschaft im 16. Jahrhundert verdanken. Nach örtlicher Überlieferung existierte dort schon 1629 eine Försterei. Der Ortsname ist bisher nicht zu klären. Ob „Stimmer” auf einen Personennamen zurückzuführen ist oder ob dafür die Wörter „Stamm” (Mehrzahl Stämme), „stemmen” oder „Stumpf” (Mehrzahl „Stümpfe” – mundartlich „Stümpe”) eine Rolle gespielt hat, ist bisher nicht zu ermitteln gewesen. Rainwiese bedeutet „Grenzwiese” und meint die Abgrenzung des Gutes Hohenleipa von dem Besitz der Herrschaft Scharfenstein (bei Bensen). Die Erwähnung dieser Grenzfunktion ist für 1562 und 1583 überliefert. Die älteste bekannte Nennung von „Stymmersdorff” auf einer Urkunde im Dresdner Archiv stammt von 1446. Von 1583 ist der Familienname Keßler überliefert. Die Steuerrolle von 1654 verzeichnet insgesamt acht Gärtner und einen Häusler, also neun Häuser. Die Gärtner trugen die Namen Dünnbier, Ettrich, Hertig, Jäger und Keßler. 1713 hatte Stimmersdorf 15 Häuser. 1787 wurden 33 Hausnummern gezählt. 1833 wohnten 349 deutsche Einwohner in 46 Häusern (ohne Rainwiese, dafür mit Schule und Wirtshaus). 1842 wütete im Stimmersdorfer Forstrevier 14 Tage lang ein Waldbrand, dem rund 200 ha Wald zum Opfer fielen.  

Rainwiese
Wann die erste ständige Ansiedlung entstand, ließ sich bisher nicht feststellen. 1742 wurde im Ziegengrund bei Rainwiese der letzte Luchs im Tetschner Gebiet erlegt. 1781/82 ist das Forsthaus mit dem Namen „Rainwiese” verzeichnet. Bald darauf kam das 1833 erwähnte „Gränzzollaufseherhaus” hinzu. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt die Örtlichkeit mit ihren zwei Häusern und rund zehn Einwohnern als Einschicht. Erst nachdem 1892 vom Fürsten Edmund Clary-Aldringen das Grandhotel Rainwiese mit 35 Fremdenzimmern, Bibliothek, Solbädern und anderen Einrichtungen gebaut wurde, entwickelte sich Rainwiese zu einem viel besuchten Luftkurort, der zur Nachkur von Aufenthalten in Karlsbad, Marienbad und Franzensbad empfohlen wurde. Bis 1945 bestand die Ortschaft aus vier Häusern, darunter das Hotel und das Forsthaus und hatte etwa 25 Einwohner.  

Nach den Volkszählungen von 1869, 1890 und 1900 hatte die Gemeinde Stimmersdorf mit Rainwiese 402 bzw. 389 bzw. 422 deutsche Einwohner. Der mit Abstand häufigste Familienname in Stimmersdorf im Jahre 1934 war Ettrich, den 21 Familien trugen. Es folgten in der Häufigkeit Hille, Kleinpeter, Keßler, Nowak, Richter und Philipp.  

Die tschechische Gemeinde Mezná (= Stimmersdorf) hatte 1961 einschließlich dem zugehörigen Mezni Louka (= Rainwiese) 80 Einwohner. Heute gehören die beiden Ortschaften zur politischen Gemeinde Hřensko (= Herrnskretschen).

[zurück zum Ortsverzeichnis]