RENNERSDORF


Die Gemeinde Rennersdorf im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus der Ortschaft Rennersdorf und dem einschichtig gelegenen Ortsteil „Balzhütte”, der sich aus Jagdschloss, Forsthaus und Schankwirtschaft zusammen setzte. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 773 ha. Das Gemeindegebiet nimmt ein von Süden nach Norden leicht an Höhe gewinnendes Hügelland ein, das von zahlreichen Sandsteinfelsbildungen geziert ist und zu der an die „Dittersbacher Schweiz” östlich anschließende „Daubitzer Schweiz“ gehört. Die Südgrenze bildet im wesentlichen der tief eingeschnittene Kreibitzbach, der hier den Anfang des romantischen Paulinen-Grundes bildet. Die Ostgrenze war gleichzeitig die Grenze zum Kreis Rumburg. 83 % der Gemeindefläche war bewaldet, 10 % entfiel auf landwirtschaftliche Nutzung. 7 % waren unproduktive, meist felsige Flächen. Rennersdorf hatte seinen kleinbäuerlichen Charakter bis 1945 erhalten, der Anteil der von Land- und Forstwirtschaft lebenden Bevölkerung war mit 44 % recht hoch. In Industrie und Handwerk waren 39 % und in Handel und Verkehr rund 4 % der Einwohner tätig. Die im Ort wohnenden Industriearbeiter gingen nach Kreibitz und Böhmisch Kamnitz zur Arbeit.  

Kirchlich gehörte Rennersdorf wahrscheinlich schon seit seiner Gründung zur Stadtpfarrei St. Jakob in Böhmisch Kamnitz. 1787 wurde der Ort nach Dittersbach eingepfarrt. Die Matriken sind, wie alle Kirchenbücher von Böhmisch Kamnitz, seit 1630 erhalten. Um 1800 wurde die Ortskapelle St. Prokop als Felsenkapelle an der Straße nach Dittersbach erbaut.  

Die Ortschaft ist wahrscheinlich Ende des 14. Jahrhunderts als Kleinbauernsiedlung von deutschen Siedlern gegründet worden und lag damals an der Nürnberg-Lausitzer Handelsstraße. Vielleicht war die Gründung auch als Verkehrsstützpunkt erfolgt. Der Ortsname dürfte mit großer Sicherheit von dem Personennamen Reinhard hergeleitet sein, dessen Träger bei der Anlegung des Ortes vielleicht als Lokator tätig war. Alte urkundlichen Schreibweisen wie „Rainhardsdorf” und „Rainersdorf” lassen darauf schließen. 1457 wurde der Ort „Reynersdorff” geschrieben. Aus der Steuerrolle von 1654 und dem Theresianischen Kataster von 1713 liegen für Rennersdorf keine Angaben über die Landwirte vor, da es sich um ein Dominikaldorf auf herrschaftlichen Gründen handelte. Von 1654 sind uns namentlich nur die gewerblich tätigen Häusler bekannt – es waren dies die Familien Knechtel, Richter, Weidlich und Weinschner. Die von 1713 bekannte Zahl von 30 Häusern stellte nicht das ganze Dorf dar, vielmehr dürfte nur der Teil gemeint sein, der 1675 durch Auflösung und Verkauf eines Teils des Meierhofes neu entstanden war. 1787 umfasste Rennersdorf 65 Hausnummern, 1833 hatte der Ort 77 Häuser und 521 Einwohner. 1850 lebten 564 Personen im Dorf. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 hatte Rennersdorf 487 bzw. 355 deutsche Einwohner. Aufgrund der fehlenden Industrie und der schwierigen Verkehrslage setzte sich der Rückgang bis 1945 fort. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Grohmann, Fiedler, Vater, Weidlich, Knechtel, Wetzig, Heinsch, Schiffner, Seidel, Storm und Worm.  

Balzhütte
Die Anfänge dieser kleinen Häusergruppe mitten im Wald lassen sich bis 1673 zurückverfolgen, als dort ein herrschaftliches Jagdhaus stand. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Balzhütte zu einem belebten Kreuzungspunkt der Böhmischen Schweiz, in dem sechs Gebäude entstanden: das Jagdschloss der Fürsten Kinsky, Gästehaus, Dienerschaftsgebäude, Wirtschaftsgebäude, Stallung sowie Forsthaus mit Schankwirtschaft. Im Sommer 1938 stattete Lord Walter Runciman, der als Beobachter der englischen Regierung in die sudetendeutschen Gebiete der CSR gesandt worden war, dem Fürsten Ulrich Ferdinand Kinsky in der Balzhütte einen Besuch ab.

Ehemaliger Ort Budersdorf
Die wahrscheinlich recht klein gewesene Siedlung Budersdorf befand sich im heutigen Waldgebiet nordöstlich von Rennersdorf. Der Ortsname dürfte aus „Burghartsdorf” entstanden sein. 1457 soll der Ort noch existiert haben.  

1961 hatte die tschechische Gemeinde Rynartice nur noch 55 Einwohner. Sie bildet heute zusammen mit den Ortschaften Jetřichovice (= Dittersbach), Všemily (= Schemmel) und Vysoka Lipá (= Hohenleipa) die politische Gemeinde Jetřichovice. Am 03.07.2006 wurden in der gesamten Gemeinde 417 Einwohner gezählt.

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