OBER-EBERSDORF


Die Gemeinde Ober-Ebersdorf im Gerichtsbezirk Bensen bestand ausschließlich aus der Ortschaft Ober-Ebersdorf. Die Gesamtfläche betrug 726 ha. Das Gemeindegebiet wird vom Absbach in eine nordwestliche und eine südöstliche Hälfte geteilt. In der ersteren steigt das Gelände an den Hängen des Parlosaberges bis rund 450 m an, in der letzteren nahe dem Bockenberg bis auf rund 400 m Meereshöhe. Beiderseits des Absbaches ziehen die Flurstreifen weit hinauf auf die Höhen. Es überwiegt schwerer Lehmboden neben Löß. Lediglich die höchstgelegenen Felder sind steinig und an einigen Stellen kommt Basalt an die Oberfläche. Gut 70 % der Gemeindefläche diente landwirtschaftlicher Nutzung und gut 20 % war bewaldet. Ober-Ebersdorf war im wesentlichen bis 1945 ein Bauerndorf geblieben; sehr bedeutend war die Schweinezucht, aber auch Obstbau wurde betrieben. 27 % der Einwohner lebten 1939 noch von der Land- und Forstwirtschaft, 35 % von Industrie und Handwerk und knapp 22 % von Handel und Verkehr.  

Der Ort gehörte seit seiner Gründung zur Stadtpfarrei Mariä Geburt in Bensen und war mit dieser von 1523 bis 1628 lutherisch. 1787 wurde Ober-Ebersdorf eine Expositur der Bensner Pfarrei. 1858 wurde sie zur selbständigen Pfarrei erhoben. Die Matriken sind seit 1784 erhalten; ältere Eintragungen finden sich in den seit 1581 geführten Bensener Kirchenbüchern. Die kleine Kirche, die dem Hl. Johannes der Täufer geweiht war, wurde 1745 bis 1754 an der Stelle einer Ortskapelle (die aus dem Jahre 1730 stammte) erbaut. 1788 übernahm die Kirche die Glocken der Marienkapelle bei Aussig. Das Kamnitzer Stadtbuch bezeugt für das Jahr 1380 „Erich der Richter in Ebirsdorf”. Ob der Bereich des Erbrichters allein Ober-Ebersdorf oder auch Nieder-Ebersdorf mit umfasste, läßt sich nicht eindeutig feststellen. Seit dem 16. Jahrhundert besaßen die beiden benachbarten Orte sicher eigene Dorfrichter, da sie verschiedenen Herrschaften angehörten.  

Ober-Ebersdorf ist wahrscheinlich in der Frühzeit der deutschen Rodung im Tetschner Raum etwa Mitte des 13. Jahrhunderts als zweireihiges Waldhufendorf gegründet worden. Ob es zusammen mit Nieder-Ebersdorf aus einer Siedlungseinheit entstand, ist ungeklärt. Der Ortsname enthält in abgeschliffener Form den Personennamen „Eberhard”. Im 15. Jahrhundert entstand der Rittersitz „Weißer Hof”, der von der Herrschaft Scharfenstein als Unterlehen an die Familie von Schönfeld vergeben wurde. Der älteste Familienname lautet „Swarcz” und stammt aus dem Jahre 1466 (wobei nicht unterscheidbar ist, ob der Name in Ober- oder Nieder-Ebersdorf vorkam).

Eindeutig in Ober-Ebersdorf ansässig waren 1570 Weigel, Ende 16. Jh. Hauptmann, 1617 Parsche, 1636 Hackel und Knechtel, 1638 Philipp und 1640 Hiekel. Nach der Steuerrolle von 1654 gab es 53 Häuser im Ort; die Namen der Bauern waren Störch bzw. Starch, Hackel, Bendel, Drechsel, Fleckel, Gautsch, Großer, Hauptmann, Jahnel, Knechtel, Neumann, Parsche, Philipp, Ringel, Schwarzer, Tutte und Walter. Von 1678 ist bekannt, dass ein Georg Parsche nach Amerika auswanderte – er dürfte der erste aus dem Tetschner Gebiet stammende Deutsch-Amerikaner gewesen sein. 1713 hatte Ober-Ebersdorf schon 95 Häuser. Bei den Bauern kamen zum Unterschied von der Steuerrolle die Namen Drechsel, Fleckel, Großer, Parsche, Tutte und Walter nicht mehr vor, während die Namen Böhme, Heinz, Prosche und Tröschel neu hinzugekommen waren. 1787 wurden 157 Häuser registriert und 1833 lebten 1.086 Einwohner in 180 Häusern. Nach den Ergebnissen der Volkszählung von 1869 und 1890 hatte Ober-Ebersdorf 1.107 bzw. 1.023 Einwohner. Wegen der fehlenden Industrie nahm die Zahl dann aber ab. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Gautsch, Fürtig, Rehnelt, Starch, Knechtel, Parsch, Böhm, Kromer, Philipp, Wenzel, Dörre, Franz, Hegenbart, Hiekel, Jahnel, Knothe, Schiffner bzw. Schiefner, Schimmel, Schneider, Tröschel, Beitler, Bendel, Hauptmann, Kühnel, Pompe, Prosche, Richter, Riedel und Schieche.

Rittersitz Weißer Hof mit Meierhof
Der Weiße Hof entstand im 15. Jahrhundert, als Ober-Ebersdorf von der Herrschaft Scharfenstein als Unterlehen an die Familie von Schönfeld vergeben wurde. Als das Unterlehen 1495 wieder an die Herrschaft zurückfiel, wurde der Weiße Hof mit den dazugehörigen Untertanen als eigenständiges Teilgut weiter verwaltet. Friedrich von Salhausen der Ältere errichtete 1546 ein neues Herrenhaus - das „Ebersdorfer Schlössel”. 1772 wurden mehrere Grundstücke verkauft und ab 1784 der größte Teil der Hofflächen verpachtet. 1781/82 war der „Nieder oder Weiße Hof” noch verzeichnet, doch 1805 wurden die baufälligen Meierhofgebäude abgerissen. Das „Schlössel” wurde 1820 verkauft und bestand bis 1945 als Gasthaus.  

Die heutige tschechische Gemeinde Horní Habartice (= Ober-Ebersdorf) hatte 1961 genau 554 Bewohner. Am 28.08.2006 waren es nur noch 396 Einwohner, am 01.01.2018 waren es 402.

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