NIEDER-PRESCHKAU


Die Gemeinde Nieder-Preschkau im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus der Ortschaft Nieder-Preschkau mit den Einschichten „Herdsteinbaude”, Kinsky'sches Hegerhaus und Waldschänke, „Wüstes Schloss”, Hegerhaus bei Hillemühl sowie der Ortschaft Füllerdörfel. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 562 ha. Das Gemeindegebiet ist ein Bergland, in dem sich die Ausläufer des Elbsandsteingebirges und des Böhmischen Mittelgebirges berühren. Die von Ost nach West verlaufende Preschkauer Talmulde liegt im Süden und teilt die Gemeinde in die südliche „Winterseite” und nördliche „Sommerseite”. Die Gemeindefläche war bis 1945 zu 74 % bewaldet und 23 % wurden landwirtschaftlich genutzt. Nieder-Preschkau hatte immer nur Kleinbauern (= Gärtner). Schon im 17. Jahrhundert hielten glasverarbeitende Handwerke Einzug in das Preschkauer Tal; ein Aufschwung der Glasindustrie begann im 19. Jahrhundert. 1939 lebten weniger als 6 % der Erwerbsbevölkerung von der Land- und Forstwirtschaft, aber 75 % von Industrie und Handwerk sowie 7 % von Handel und Verkehr.  

Nieder-Preschkau war stets der Kirche St. Peter und Paul in Ober-Preschkau zugehörig. Mit dieser Kirche gehörte es ursprünglich zur Pfarrei von Steinschönau. Von 1565 bis 1630 war der Teilsprengel Preschkau lutherisch und nach dieser Zeit stärker an die Pfarrei Böhmisch Kamnitz gebunden. Erst 1852 wurde Ober-Preschkau eine selbständige Pfarrei. Die Matriken für Ober- und Nieder-Preschkau sind seit 1671 erhalten, außerdem sind 147 Begräbniseintragungen auf losen Blättern zu finden. Bis 1630 zurück können Eintragungen auch in den Böhmisch Kamnitzer Matriken vermerkt sein.  

Bis 1849 bestand in Nieder-Preschkau ein Dorfgericht. Von 1832 bis 1849 gehörte die neue Ortschaft Füllerdörfel zu Nieder-Preschkau. Von 1849 an waren Nieder- und Ober-Preschkau zu einer einzigen Gemeinde Ober-Preschkau vereint. 1887 erfolgte die Verselbständigung von Nieder-Preschkau, jedoch kam es erst um die Wende zum 20. Jahrhundert zur Eingemeindung von Füllerdörfel (dieses hatte von 1849 bis dahin zur Gemeinde Ober-Kamnitz gehört).  

Nieder-Preschkau
Den ersten sicheren Hinweis auf die Existenz des Ortes bietet eine Eintragung im Kamnitzer Stadtbuch, in welchem es 1382 heißt „in der nidirsten Preisschavv”. Der älteste Familienname lautet Peter Mylein „von der nedrer Preyske” von 1457. Für den Ortsnamen gibt es nur eine einzige einleuchtende Erklärung, nämlich die Ableitung von einem altslawischen Worte „prysk” oder „prejsk”, was dem deutschen Wort „Quelle” entspricht. Preschkau bedeutet demnach soviel wie „Quellenau”. Die Steuerrolle von 1654 verzeichnete in „Presska Dolnj” 27 Häuser – ausschließlich Gärtner und Häusler. Die Familiennamen waren Koch, Weidlich, Engel, Krahl, Küttl, Thomaß, Wentzl und Zincke. 1713 standen 33 Häuser und 1787 wurden 39 Hausnummern registriert. 1833 waren schon 50 Häuser im Ort, in denen 322 Einwohner lebten.

Füllerdörfel
Im Jahre 1832 war auf den Gründen des ehemaligen Oberkamnitzer Füllergutes die Anlage des neuen Ortes „Füllerdörfel” begonnen worden. 1869 hatte das Dorf 139 Einwohner in 17 Häusern, 1890 147 Einwohner und 1910 214 Bewohner in 23 Häusern.  

Die gesamte Gemeinde Nieder-Preschkau hatte bei den Volkszählungen von 1869, 1890 und 1910 655 bzw. 769 bzw. 1.000 Einwohner; diese Entwicklung war vor allem auf die aufblühende Glasindustrie zurückzuführen. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 in Nieder-Preschkau Kny, Görner, Hache, Schiffner, Seidl, Duschek, Riese, Vetter, Wenzel, Christof, Führich, Hegenbarth, Hermann, Hoffmann, Hospodar, Ickert, Jelinek, Kaiser und Kittel. In Füllerdörfel waren dies David, Weber, Schubert, Wenzel und Michel.  

Ruine Fredewald (Friedewald)
Die einstige Schutz- und Geleitburg auf einem Felsen über dem Kamnitzbach soll nach einer Sage ursprünglich „Kukla” geheißen haben und wurde 1406 als „Fridewalt” genannt. 1444 und 1457 wurde sie vom Lausitzer Sechsstädte-Bund zerstört. Heute ist außer einer halbkreisförmigen Wallmauer nichts mehr erhalten.  

Die tschechische Gemeinde Prysk (= Preschkau) setzt sich aus den Ortschaften Horní Prysk (= Ober-Preschkau), Dolní Prysk (= Nieder-Preschkau) und Füllerdörfel zusammen. Die Ortschaft Nieder-Preschkau hatte 1961 285, die Ortschaft Füllerdörfel in diesem Jahr 153 Einwohner. Heute gehören die beiden Ortschaften bzw. die politische Gemeinde Prysk, die 2007 rund 400 Einwohner hat, zum okres Česká  Lípa (= Kreis Böhmisch Leipa).


Historische heimatkundliche Literatur:


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