NEU-OHLISCH


Die Gemeinde Neu-Ohlisch im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus der Ortschaft Neu-Ohlisch mit den zwei Ortsteilen „Ohlischgrund” und „Ziegelofen” - eine einschichtig gelegene Ziegelei. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 235 ha. Die Gemeindefläche wird von einem Hügelland eingenommen, dessen zahlreiche Hänge und Leiten an vielen Stellen von Sandsteinfelsen durchsetzt sind. Die das Ohlischer Tal einrahmenden Berge und Felsen liegen durchwegs in anderen Gemeinden. Die anmutige und wasserreiche Landschaft um Neu-Ohlisch mit interessanter Vegetation hat den Ort schon früh zu einer gern besuchten Sommerfrische werden lassen. Knapp die Hälfte des Gemeindegebietes wurde landwirtschaftlich genutzt, die andere Hälfte war von Wald bedeckt. Das kleine Bauerndorf war seit dem 19. Jahrhundert überwiegend zu einem Wohnort von Arbeitnehmern geworden, die häufig außerhalb des Ortes in Industrie, Handwerk, Handel und Verkehr beschäftigt waren. 1939 zählte knapp 20 % der Erwerbsbevölkerung zum Bereich Land- und Forstwirtschaft, 45 % arbeiteten in Industrie und Handwerk und 15 % der Einwohner waren im Bereich Handel und Verkehr beschäftigt.  

Neu-Ohlisch gehörte stets zum Kirchspiel Güntersdorf und war mit diesem nach dem Dreißigjährigen Krieg bis 1725 der Pfarrei Markersdorf unterstellt. Die Taufmatriken sind, wie alle Güntersdorfer Kirchenbücher, seit 1616 für die Tauf- und Sterbeeinträge sowie ab 1602 für die Trauungen vorhanden. In den Jahren 1824/25 wurde auf Initiative des Bauern Benedikt Paudler und des Handelsmannes Franz Ahne eine Gebetskapelle zur Hl. Dreifaltigkeit erbaut, die 1843/45 erweitert wurde. In ältester Zeit war Neu-Ohlisch dem Schöppengericht von Alt-Ohlisch zugeteilt, zu dem es einen Schöppen stellte. Das älteste Schöppenbuch begann 1563. Im Jahre 1760 löste Neu-Ohlisch diese alte Bindung mit Alt-Ohlisch und errichtete eine eigene, selbständige Dorfrichterei. Zu diesem Gerichtsbereich gehörten ab 1784 auch Bauscheibe und Philippinau. Bei der Einführung der modernen Gemeindegliederung 1850 wurde Neu-Ohlisch mit den genannten Ortschaften der Gemeinde Alt-Ohlisch angegliedert und erhielt erst ab 1875 seine Selbständigkeit als eigene politische Gemeinde zurück, jedoch ohne die Ortsteile Bauscheibe und Philippinau, die beiden zu Alt-Ohlisch kamen.

Neu-Ohlisch ist eine deutsche Gründung des späten 14. Jahrhunderts, die als einseitiges Reihendorf mit Waldhufen angelegt wurde. Auf Grund seines Ortsnamens ist es sehr wahrscheinlich, dass der Ort ursprünglich eine Zurodung, also eine Erweiterung von Alt-Ohlisch war. Beim Ortsnamen dürfte ein altslawischer Geländename zugrunde liegen, welcher soviel wie Erle (olse) bedeutet. Die frühesten Erwähnungen von Ohlisch im ältesten Kamnitzer Stadtbuch enthielten zunächst keine gesonderte Benennungen (Alt- bzw. Neu-) des Ortes, sondern nur die Angaben „Olusch” (1380) und „czur Olysch” (1412 und 1451). 1563 waren die Familien Kühnel, Stelzig, Bendel, Böhm und Krombholz in Neu-Ohlisch wohnhaft. Bald darauf besaß ein Valentin Fritsche die Sandschenke (Nr. 10). In der Steuerrolle von 1654 wurden in „Nowa Olyss” 17 Häuser registriert; die Familiennamen der Wirte waren überwiegend die gleichen wie 100 Jahre vorher, jedoch gab es die Kühnel und Krombholz nicht mehr, während Mühln, Großer und Dörre neu auftraten. 1713 waren die Namen der Bauern Mühln, Gautsch, Böhm, Dörre, Ahne und Bendel. 1747 wurden die Flurgrenzen zwischen Alt- und Neu-Ohlisch festgelegt und 1760 erfolgte die Trennung der beiden Orte. Von diesem Zeitpunkt an waren Bauscheibe und Philippinau mit Neu-Ohlisch vereinigt und kamen erst 1850 zu Alt-Ohlisch. 1787 standen 39 Häuser im Dorf und bis 1833 war die Zahl der Häuser auf 48 gewachsen; die Einwohnerzahl betrug 282. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1880 hatte der Ort 284 bzw. 360 Einwohner. Die Zahl ging dann ab 1890, wo Neu-Ohlisch 337 Bewohner hatte, wieder allmählich zurück. Die häufigsten Familiennamen in Neu-Ohlisch waren 1934 Tschakert, Richter, Ahne, Marschner, Grams, Patzelt, Kunert, Mühln, Finke, Richter und Weber. Die am längsten auf ihren Höfen sitzenden Bauernfamilien waren Mühln Nr. 1 (seit 1610), Dörre Nr. 4 (seit 1635) und Ahne Nr. 6 (seit 1696).  

In Neu-Ohlisch wurde 1830 der Glasmaler Josef Ahne geboren, der durch seine ausgezeichneten Glas- und Porzellanmalereien bekannt wurde und seine Werkstatt in Steinschönau betrieb. 1873 und 1878 war er auf den Weltausstellungen in Wien und Paris beteiligt. Auch seine Söhne Gustav und Theodor (beide in Steinschönau geboren) waren hervorragende Glaskünstler.

Die tschechische Ortschaft Nová Oleška (= Neu-Ohlisch) bildet heute zusammen mit Stará Oleška (= Alt-Ohlisch), Huntířov (= Güntersdorf) und Františkův Vrch (= Franzberg) die politische Gemeinde Huntířov. 1961 lebten 102 Einwohner in Nová Oleška. 2006 wohnten 728 Menschen in der Gesamtgemeinde.

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