MERTENDORF


Die Gemeinde Mertendorf im Gerichtsbezirk Bensen bestand aus der Ortschaft Mertendorf und den Einschichten „Teichel” und „Hutberghaus”. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 825 ha. Mertendorf liegt im Triebschbachtal, das durch Berge und Höhen eingerahmt ist. Bekannt ist der Steinberg mit seinem Quell „Eisborn”, der auch im Sommer nur fünf Grad Celsius erreicht sowie durch die dort am Nordhang liegenden Eislöcher. Mertendorf war bis 1945 ein Bauerndorf ohne jegliche Industrie. Dies zeigte sich vor allem am hohen Anteil der von Land- und Forstwirtschaft lebenden Bevölkerung mit 42 %. Industrie und Handwerk hatten einen Anteil von 35 % und Handel und Verkehr von 8 %. Einen guten Ruf hatte die handwerkliche Musikinstrumentenerzeugung von Stephan Storch.  

Die Nachrichten über die Pfarrei Mertendorf beginnen mit dem Jahre 1352, wo die erste Nennung in den Papstzehentregistern erfolgte. Nach der lutherischen Epoche von 1530 bis 1624 wurde die Pfarrei über 150 Jahre von der Pfarrei Algersdorf betreut und bekam erst 1787 wieder den Status einer Lokalie zugebilligt. Seit 1855 bestand eine selbständige Pfarrei, die auch die Ortschaft Groß-Jober im Gerichtsbezirk Auscha einbezog. Sämtliche Matriken sind seit 1785 erhalten. Ältere Eintragungen von 1610 bis 1624 und seit 1645 finden sich in den Algersdorfer Kirchenbüchern. Die 1708/09 erbaute Pfarrkirche St. Katharina verfiel nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46 und wurde 1975 abgerissen. Vor 1850 besaß Mertendorf ein eigenes Dorfgericht, das ursprünglich ein Erbgericht war. Ein Schöppenbuch ist ab 1569 erhalten. Seit 1849 gehörte zur Gemeinde Mertendorf auch Klein-Schokau bis zu dessen politischer Selbständigkeit 1888.  

Mertendorf ist ein deutsches Waldhufendorf, das wahrscheinlich im 13. Jahrhundert angelegt worden ist. Der Ortsname dürfte auf einen Personennamen „Merbod” oder „Mervod” o.ä. lauten. Die ältesten urkundlichen Nennungen des Ortes sind die lateinischen Papstzehentregister, die 1352 mit „Merbotonis villa” beginnen. Von 1569 sind die Familiennamen Möser, Flegel, Rieße, Behme, Klein, Strobach, Bartsch, Böse, Ernst, Glanz, Heller, Hirsch, Krombholz, Lange, Mengemann, Mentschel, Muldner, Pöchel, Regenermelt, Ringelhan, Ritschel, Tuche, Wagner, Weiße und Weißheit erhalten. Gemäß der Steuerrolle von 1654 hatte Mertendorf 68 Häuser. Die überlieferten Namen der Bauern sind Hegenbart, Heikel, Heller, Illmann, Lindner, Litze, Lösel, Manschel, Möser, Patzke, Röllig und Rösler. Der ungewöhnliche Namenswechsel gegenüber 1569 dürfte auf die Verheerungen im Dreißigjährigen Krieg zurückzuführen sein. 1713 standen 113 Häuser. 1778 zog sechs Tage lang ein preußischer Armeetross auf seinem Rückmarsch durch Mertendorf und richtete durch das Vernichten von hunderten Proviant- und Munitionswagen beträchtlichen Schaden an. 1787 hatte der Ort 168 Häuser. 1833 waren es 179 Häuser mit 948 Einwohnern. Bei den Volkszählungen von 1857 und 1890 hatte Mertendorf 1.085 bzw. 985 deutsche Einwohner. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Möser, Storch, Böhm, Dowiasch, Heller, Röllig, Rösler, Lösel, Fiedler, Franze, Peißig, Bartsch, Hößler, Kaufluß, Ringelhan, Schneider und Weigel.  

Die heutige tschechische Gemeinde Merboltice (= Mertendorf) hatte im Jahre 1961 269 Bewohner, am 28.08.2006 waren es 152 Einwohner und am 01.01.2018 waren es 198.

[zurück zum Ortsverzeichnis]