LOSDORF


Die Gemeinde Losdorf im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus den Ortschaften Losdorf, Falkendorf und Heidenstein. Bis Ende des 19. Jahrhunderts schloss die Katastralgemeinde Falkendorf auch das heute zu Tetschen gehörende Gomplitz ein. Die Gesamtfläche betrug 1.381 ha, davon gehörten zu Losdorf mit Heidenstein ca. 1.130 ha und zu Falkendorf ca. 250 ha. Die Ortschaften Losdorf und Heidenstein liegen auf der Südabdachung der Hochfläche des Zappenlandes in einer langgestreckten Talmulde, die vom Laubenbache durchflossen wird. Im Westen – gegen die Elbe zu – wird die Mulde vom Rosenkamm begrenzt. Falkendorf liegt südöstlich am Westhang der Doberner Höhe. Der überwiegend bewaldete Nordwesten des Gemeidegebietes besteht aus Sandboden, der südöstliche Teil mit den drei Ortschaften meist aus Lößboden. Obwohl es in der Gemeinde Losdorf keine Industriebetriebe gab, betrug der Anteil der von Land- und Forstwirtschaft lebenden Bevölkerung nur 12 %. Die Anteile an Industrie und Handwerk umfassten 40 % und an Handel und Verkehr 26 %.

Losdorf und Falkendorf waren seit ihrer Gründung nach Tetschen eingepfarrt. Heidenstein gehörte stets zur Pfarrei in Arnsdorf. Die Matriken für Losdorf und Falkendorf sind seit 1596 wie alle Tetschner Kirchenbücher und die von Heidenstein seit 1785 erhalten. Losdorf hatte eine Ortskapelle aus dem Jahre 1770 mit Zwiebelturm und Dorfglocke. Auch Falkendorf besaß eine kleine Kapelle an der Straße gegen Birkigt. Seit der Ortsgründung hatte Losdorf ein Erbgericht. Die älteste erhaltene Dorfruge von Losdorf stammt aus dem Jahre 1466 und ist damit die älteste im ganzen Kreisgebiet Tetschen. Von 1570 bis 1609 war Lorenz Kretschmer Erbrichter in Losdorf. Ob auch Falkendorf zum Gerichtsbezirk gehörte, ist nicht nachgewiesen. Heidenstein bestand damals noch nicht.  

Losdorf
Der Ort ist eine deutsche Rodungssiedlung mit zweireihiger Waldhufenanlage, deren Gründung Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgt sein dürfte. Der Name Losdorf ist vom Vornamen Ludwig (= Ludwigsdorf) herzuleiten und benennt wohl den Lokator, der die Einrichtung des Dorfes leitete. Die älteste bekannte Ortsnennung erfolgte 1425 als „Ludwici villa”. Aus dem 16. Jahrhundert sind folgende Familiennamen bekannt: 1530 Püschel, 1554 Teufel und 1570 Kretschmer. Im Herrschaftsurbar von 1620 ist „Loßdorff” mit 20 Wirten und sieben Häuslern verzeichnet. Die Namen der Wirte waren Kunert, Guth, Hegenbarth, Püschel, Siebiger, Kretschmer, Lerche, Parsche und Theißig. Gemäß der Steuerrolle von 1654 gab es 19 Bauern, zwei Gärtner und sieben Häusler, insgesamt standen also 28 Häuser. Die Namen der Bauern waren Kunert, Siebiger, Püschel, Theißig, Hegenbarth, Kretschmer, Lerche, Stiegl und Süßmilch, die Namen der Gärtner lauteten Püschel und Püsche. 1713 standen 51 Häuser. 1787 hatte „Loosdorf” 74 Häuser und 1833 schon 90 Häuser mit 550 Einwohnern. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 zählte die Gemeinde 1.177 bzw. 1.310 deutsche Einwohner in 114 Häusern. Die häufigsten Familiennamen von Losdorf waren 1934 John, Kunert, Siebiger, Theißig, Kretschmer, Richter, Ahne, Lorenz, Beutel, Böhm, Krebs, Schieche, Schneider, Blumentritt, Dörre, Gautsch, Piesche und Strache.

In Losdorf steht seit 1893 das sogenannte Kudlich-Denkmal, das der Losdorfer Ortsvorsteher und Landtagsabgeordnete Laurenz Parsche, ein Freund des Bauernbefreiers Hans Kudlich (dieser stellte 1848 im Wiener Parlament den Antrag zur Aufhebung der Leibeigenschaft der Landbevölkerung) aus Losdorf Nr. 14 initiiert hatte.  

Heidenstein
Heidenstein dürfte bereits im 13. Jahrhundert eine kleine Veste, vielleicht eine Wegeburg an der Gabelung der „Böhmer Straße” und des „Lausitzer Steiges” mit einem Meierhof gewesen sein und gehörte ursprünglich zur Herrschaft Scharfenstein. Wahrscheinlich stammt der Ortsname vom Familiennamen Heidenreich ab, vielleicht auch von dem hier früher sehr verbreiteten Heidekraut. Aus dem Meierhof, von dessen Gründen die Grafen Thun 1737 – 1739 Felder an Kleinbauern für eine Ansiedlung verkauften, entwickelte sich der Ort nach und nach. 1782/82 sind noch die Gebäude des „Heidensteinmayerhofes” verzeichnet, etwas nördlich davon aber war bereits „Heidensteindörfl” bzw. „Neuheidenstein” auf der Karte eingezeichnet. 1787 hatte der Ort 40 Häuser und 1833 waren es schon 58 Häuser und 341 Einwohner. 1890 wurden 359 und 1910 mit 336 etwas weniger Einwohner gezählt. Die häufigsten Familiennamen von Heidenstein waren 1934 Kunert, Lorenz, John, Theißig, Hain, Hieke, Richter, Siebiger, Baum, Dittrich, Geier, Hegenbart, Kretschmer, Parsche und Wagner.  

Falkendorf
Die Entstehung von Falkendorf liegt zweifellos ebenso weit zurück wie die von Losdorf. Hier bestanden wahrscheinlich in der Frühzeit des Tetschner Gaues zwei Althöfe, die der Versorgung der Burganlage Tetschen dienten. In der Zeit der ersten deutschen Rodungsperiode ab Anfang des 13. Jahrhunderts wird es wohl zur Aufteilung der beiden Grundkomplexe auf deutsche Bauern gekommen sein. Der Name Falkendorf lässt erkennen, dass die Bewohner oder ein Teil von ihnen Bedienstete der Burg für die Falkenjagd waren. Die erste bekannte urkundliche Nennung erfolgte 1387 im Zusammenhang mit dem damals eingerichteten „Falkendorfer Priesterzins” für die Pfarre Tetschen. Aus dem 16. Jahrhundert sind von den Einwohnernamen überliefert: 1544 Prautsch, 1554 Brosche, Hübner, Teufel, Tille und Vogel, 1559 Sehackel sowie 1570 Preidel. In den Urbaren der Jahre 1620 und 1624 lauten die Namen der Wirte auf Seidel, Hübner, Hiekl, Philipp, Preidel, Sehackel und Strache. Die Steuerrolle von 1654 nennt sechs Bauern, einen Gärtner und zwei Häusler. Der Ort umfasste somit neun Häuser. Die Bauern hießen John, Preidel, Strache, Seehackel und Philipp. 1713 standen zwölf Häuser und 1787 schon 30 Häuser im Dorf. 1833 gab es unverändert 30 Häuser mit nun 194 registrierten Einwohnern. Der mit Abstand häufigste Familienname in Falkendorf war 1934 John, der 17 Mal vorkam, gefolgt von den Namen Preidel, Kriesche, Parsche, Schaloudek, Schneider und Theusser.  

Gomplitz
Das kleine Dorf wird schon 1387/88 und 1395 erwähnt unter dem Namen „Gompolcz” (= Gumpoldsdorf). Die Bauern trugen im 16. Jahrhundert die Namen Töpfer, Guth und Kral (1547) sowie Nitsche, Lerche und Hieke (alle 1554). Vom Ende des 16. Jahrhunderts sind die Namen Stolz und Vogel überliefert. 1620 hatte Gomplitz zwei Bauern namens Nitsche und Stolze. 1675 wurde im Ort von den Grafen von Thun ein Gestüthof errichtet. 1787 wurde ein einschichtiges Gasthaus „Bey drey Linden” mit einem Jägerhaus und dem Gestüthof erwähnt. 1833 nannte sich der Meierhof „Gomplitz oder Gestüthof” wozu auch das Gasthaus „Drei Linden” zählte. 1890 standen vier Häuser, in denen 25 Menschen lebten. Die Eingemeindung in die Stadt Tetschen erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem Gomplitz zeitweise zur Gemeinde Birkigt gehört hatte. Der Meierhof wurde nach dem Ersten Weltkrieg aufgelassen.  

Die heutige Gemeinde Ludvíkovice (= Losdorf) hatte 1961 (zusammen mit den Ortsteilen Kámen (= Heidenstein) und Folknaře (= Falkendorf) 1.045 Einwohner. Folknaře wurde später zu Březiny (= Birkigt) eingemeindet und gehört heute (wie auch Březiny) zur Stadt Děčín als Děčín XXXVIII. Kámen ist wieder eine selbständige Gemeinde. Am 28.08.2006 hatte Ludvíkovice 776 Einwohner, am 01.01.2018 waren es 931.

[zurück zum Ortsverzeichnis]