KUNNERSDORF


Die Gemeinde Kunnersdorf im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand allein aus der Ortschaft Kunnersdorf. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 721 ha. Das Gemeindegebiet liegt in einem bergigen Gelände, in welches die Talmulde des Weißbaches mit der Ortschaft Kunnersdorf eingebettet ist. In den äußersten Nordwesten reichen Sandstein-Felspartien der Nebentäler des Kreibitzbaches. Die Gemeindefläche von Kunnersdorf war zu 55 % landwirtschaftlich genutzt worden und zu 40 % von Wald bedeckt. Wegen des Fehlens von eigenen Industriebetrieben war der Ort bis 1945 ein Bauerndorf geblieben, diente aber auch als Wohnort für zahlreiche außerhalb beschäftigte gewerbliche Arbeitnehmer. Über 35 % der Einwohner lebte bis 1945 von Land- und Forstwirtschaft, 44 % fanden in Industrie und Handwerk und 7 % im Bereich Handel und Verkehr ihre Existenzgrundlage.  

Kunnersdorf gehörte stets zur Pfarrei St. Jakob in Böhmisch Kamnitz. Die Matriken sind, wie alle Kamnitzer Kirchenbücher, seit 1630 erhalten. Mit der Stadtpfarrei in Böhmisch Kamnitz war Kunnersdorf von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1630 lutherisch. In den ersten Jahrhunderten seines Bestehens besaß Kunnersdorf ein Erbgericht, später bestand bis 1850 eine Dorfrichterei. Der erste Richter Michil wurde 1385 und 1389 im Kamnitzer Stadtbuch erwähnt.

Der Ort ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als doppelseitiges Waldhufendorf von deutschen Siedlern gegründet worden. Der Ortsname ist eindeutig aus der alten, bei der Gründung eingeführten Form „Kunratsdorf” entstanden, wie die älteren Schreibungen ersehen lassen. Wahrscheinlich trug der Lokator der Ortschaft den Personennamen Kunrat (= Konrad). Die älteste bekannte Erwähnung ist diejenige von 1380, wo im Kamnitzer Stadtbuch ein Nicze Tile (= Niklas Tille) von „Cunradstorf” mehrmals erwähnt ist. Die ältesten überlieferten Familiennamen sind durchwegs deutsche und im Kamnitzer Stadtbuch aufgeführt: Michel (bzw. Michil der Richter 1385 und 1389), Lehmann (1471) und Rollbusch (1482). Der Name Eschler ist seit dem 16. Jahrhundert bezeugt. 1654 bestand Kunnersdorf aus 35 Häusern, in denen 20 Bauern-, eine Gärtner- und zwölf Häuslerfamilien auf Gemeindegrund und zwei Häuslerfamilien auf Bauerngrund wohnten. Die Familiennamen der Steuerrolle von 1654 lauteten für die Bauern Eschler, Bittner, Büchse, Knappe, Knechtl, Krauß, Richter, Vatter und Weinschner. Die zehn Halb-Bauern hießen Eschler, Bittner, Engl, Fiedler, Lößl und Weinschner. 1713 gab es 23 Wirte und 18 Häusler - zusammen somit 41 Häuser im Ort. Außerdem wurde eine Mühle erwähnt, die vermutlich mit derjenigen schon 1478 und 1484 bezeugten Mühle (mit einem Mühlrad) identisch ist. 1757 fanden ganz in der Nähe von Kunnersdorf, aber schon auf dem Gebiet von Hasel, heftige Kämpfe zwischen preußischem und österreichischem Militär statt. 1787 standen in Kunnersdorf bereits 69 Häuser. Von 1833 sind 84 Wohngebäude mit 499 Einwohnern überliefert. 1869 wurden 564, 1890 genau 522 und 1910 noch 501 deutsche Einwohner gezählt. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Eschler, Schiefner, Tschinkel, Zeckert, Knechtel, Fiedler, Hickisch, Kreibich, Bendel, Hantschel, Kasper, Michel, Vater und Zekert.  

Die heutige tschechische Gemeinde Kunratice (= Kunnersdorf) hatte 1961 238 Einwohner, am 28.08.2006 waren es nur noch 256 Menschen, am 01.01.2018 waren es 252. Zur politischen Gemeinde Kunratice gehören heute auch die Ortschaften Studený (= Kaltenbach) und Lipnice (= Limbach).

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