Die Gemeinde Kamnitz-Neudörfel im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus den Ortschaften Kamnitz-Neudörfel mit der abseitig gelegenen Lochmühle sowie Walddörfel. Die Gesamtfläche betrug 168 ha, wovon Walddörfel 50 ha umfasste. Das Gemeindegebiet wird von einem Bergland eingenommen, das von Sandstein und sandigen Böden beherrscht wird, aber teilweise auch lehmig ist. Rund 70 % der Flächen wurden landwirtschaftlich genutzt und rund 25 % entfielen auf Wald. Die Einwohner waren zu 20 % in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. 61 % gehörten dem Wirtschaftsbereich Industrie und Handwerk an, ein großer Teil der Arbeiter fand in den Rabsteiner Baumwollspinnereien Beschäftigung. Mit Handel und Verkehr verdienten 10 % der Einwohner ihr Einkommen.
Kamnitz-Neudörfel war möglicherweise ursprünglich zur Stadt Kamnitz eingepfarrt. Anfang des 19. Jahrhunderts und wahrscheinlich schon lange davor gehörte es zur Pfarrei St. Martin in Markersdorf. Walddörfel wurde gleich bei seiner Gründung zu Beginn des 18. Jahrhunderts der Pfarrei Markersdorf zugewiesen. Die Matriken sind für beide Orte seit 1628 (Taufen) bzw. 1647 (Trauungen und Sterbefälle) vorhanden. Trotz seiner geringen Größe hatte Kamnitz-Neudörfel von Anfang an ein Erbgericht, wie dies aus einer Erwähnung im Kamnitzer Stadtbuch von 1387 hervorgeht. Später bestand bis zum 19. Jahrhundert eine Ortsrichterei. Im Jahre 1849 wurde Kamnitz-Neudörfel zunächst der Gemeinde Markersdorf angegliedert, aber bereits 1875 zur selbständigen politischen Gemeinde erhoben. Walddörfel wurde 1849 ebenfalls der Gemeinde Markersdorf zugeteilt. 1891 gelangte es aber zur Gemeinde Freudenberg und wurde schließlich Ende der 1920er Jahre zur Gemeinde Kamnitz-Neudörfel umgegliedert.
Kamnitz-Neudörfel wurde vermutlich Anfang bis Mitte des 14. Jahrhunderts als kleine deutsche Rodungssiedlung mit einreihiger Waldhufenanlage gegründet. Der Ortsname deutet darauf hin, dass es sich um eine von der Stadt Kamnitz aus veranlasste Ansiedlung handelte. Bei seiner ersten Nennung 1387 wurde es „Nuendorff” genannt. 1450 kaufte Peter Heyne einen Bauernhof von Jocuf Petirlein. 1654 lebten die drei Bauern Wetzig, Kreibich und May im Dorf. 1713 waren ebenfalls drei Wirte ansässig, die alle Kreibich hießen. 1787 hatte der Ort 40 Häuser und 1833 wohnten 372 Einwohner in 59 Häusern. 1863 erbaute der Großindustrielle Franz Preidl eine Baumwollspinnerei, die später als „Fabrik II” der Rabsteiner Fabriken bezeichnet wurde. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 lebten 477 bzw. 380 durchwegs deutsche Einwohner in der Gemeinde.
Die häufigsten Familiennamen in Kamnitz-Neudörfel waren 1934 Kreibich, Kögler, Michel, Töpfer, Fliegel, Heller, Hölzel, Langer, Fürtig, Gautsch, Hoffmann, Karsch, Knobloch, Laube, Leipold, Lindner, Marschner, Seidel, Vater, Weber und Weigelt.
Walddörfel
Walddörfel wurde erst 1701 gegründet, möglicherweise im Zusammenhang mit der Errichtung des Meierhofes im nahe gelegenen Kamnitz-Neudörfel. 1787 gab es 16 Häuser im Ort, 1833 schon 22 Häuser mit 136 Einwohnern. 1869 waren es 148 und 1890 schließlich 148 Einwohner. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Liebsch, Kögler, Richter, Schindler und Schubert.
Die heutigen Ortschaften Kamenická Nová Viska (= Kamnitz-Neudörfel) und Viska pod Lesy (= Walddörfel) gehörten mit dem Ort Veselé (= Freudenberg) zunächst zur politischen Gemeinde Veselé. Später wurden Kamenická Nová Viska und Viska pod Lesy von der politischen Gemeinde Veselé abgetrennt und in die Stadt Česka Kamenice (= Böhmisch Kamnitz) eingemeindet.