HORTAU


Die Gemeinde Hortau im Gerichtsbezirk Tetschen setzte sich aus den Gemeinden Hortau und Hostitz zusammen. Zur Gemeinde Hortau gehörte noch die Buschmühle, zu Hostitz die Einschichten Helleralois, Seidelwenzel und Bergasthaus Netterskoppe sowie die drei kleinen Ortschaften Schöras mit der Einschicht Hittine, Schmorda mit der Einschicht Prautsch und schließlich Vogelgesang. Bis 1880 schloss die Ortschaft Buschmühle fünf Häuser mit ein, die 1821 direkt angrenzend, aber auf Grundstücken der Nachbargemeinde Größ-Wöhlen gebaut worden waren. Sie wurden ebenfalls Buschmühle oder „Nusshackerdörfel” genannt, zu dem auch die Einschicht „Sonnenhügel” gehörte. Die Ortschaften Hortau und Buschmühle nehmen eine in nördlicher Richtung offene Talmulde ein. Das Gebiet um Hortau war zu etwa 70 % landwirtschaftlich genutzt, das Gebiet der Gemeinde Hostitz zu etwa 60 %. Die Flächenanteile der Wälder betrugen 25 bzw. 35 %. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 602 ha, davon hatte Hortau 346 ha und Hostitz 256 ha Anteil. Hortau hatte bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46 seinen agrarischen Charakter bewahrt, was vor allem der hohe Anteil von fast 50 % der Bevölkerung im Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft zeigte. In Industrie und Handwerk waren 33 % und im Handel und Verkehr 6 % der Einwohner tätig.  

Sämtliche Ortschaften der Gemeinde Hortau gehörten stets zur Pfarrei Neschwitz und waren mit dieser von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Dreißigjährigen Krieg evangelisch; die Matriken sind wie alle Neschwitzer Kirchenbücher seit 1703 erhalten. Das alte Erbgericht von Hortau und dessen umliegenden Ortschaften wurde 1550 von der Herrschaft in ein lehenspflichtiges Ortsgericht umgewandelt. Überliefert ist der Name des Erbrichters Lux (vor 1550) sowie des ersten Ortsrichters Andreas Schaufuß und seiner Nachfolger Neumann (1607) und John (1644). Hortau einschließlich Hostitz besaß eine Dorfruge aus dem Jahr 1664.  

Hortau
Hortau ist eine deutsche Rodungssiedlung aus der Zeit um 1300. Im Ortsnamen steckt die alte deutsche Bezeichnung „Hart” für einen dichten Wald, daraus entstand „Hart-au” – die Au im Wald. Die älteste bekannte urkundliche Nennung von Hortau ist in der tschechischen Landtafel im Jahr 1543 (für 1515) zu finden und lautet „w hartie”. 1571 und 1581 hatte „Hartte” 15 Mann bzw. 13 Wirte, wobei die damals noch einschichtige Buschmühle jeweils eingeschlossen war. Im Herrschaftsurbar von 1620 sind 20 Häuser, in denen 16 Wirte und vier Häusler lebten, nachgewiesen; die Wirte hießen Harnisch, Herlitze, Hoffmann, Illmann, John, Kliemannl, Kunigt, Kunert, Lerche, Matzke, Neumann, Perten, Schröter, Strache, Tappicht und Walter. Gemäß der Steuerrolle von 1654 zählte „Hartha” ohne die eigens nachgewiesene Buschmühle wiederum 20 Häuser, in denen sechs Bauern-, fünf Gärtner- und neun Häuslerfamilien wohnten. 1713 ist der Ort mit 12 Wirten und 22 Häuslern, also 34 Häusern insgesamt, verzeichnet. Die Namen der Bauern waren John, Kunert, Richter und Schröter. Die Gärtner hießen John, Kemmer, Partsch, Schröter und Dörre. 1787 wurden 44 Hausnummern und ein Meierhof registriert. 1833 gab es 54 Häuser und 282 Einwohner. 1869 und 1890 lebten 325 bzw. 277 ausschließlich deutsche Einwohner in Hortau. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Klemmer, Schröter, John, Böhm, Gaube und Hanke.  

Meierhof Hortau
Der herrschaftliche Meierhof entstand in der Zeit von 1580 bis 1612 durch Ankauf mehrerer Höfe durch die Herren von Bünau. Noch bevor die Gebäude um die Mitte des 19. Jahrhunderts niederbrannten, waren die etwa 150 ha Ländereien bereits verpachtet. In dem Meierhof ging das kleine Dorf „Kunatsdorf” auf. Im Jahre 1543 wird es noch als Kunersdorf (vom Namen Konrad abgeleitet) bezeichnet.  

Buschmühle
Bis Ende des 16. Jahrhunderts stand an dieser Stelle nur eine Mühle. Der Name Buschmühle bedeutet Waldmühle. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden mehrere Häuser errichtet, so dass „Puschmühl” 1713 bereits zwei Wirte (Parthen und Laube) und acht Häusler hatte. 1787 standen 17 Häuser und 1812 wurden die fünf auf Groß-Wöhlener Grund gelegenen Buschmühlhäuser erbaut, die aber nach einem Streit wegen der Neschwitzer Kirchenrenovierungskosten um 1880 endgültig an Groß-Wöhlen kamen. 1833 gab es 18 Häuser und 107 Einwohner. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1880 hatte die Ortschaft 102 bzw. 97 deutsche Einwohner. Im Jahre 1934 kam in Buschmühle der Name John fünfmal vor.  

Hostitz
Hostitz könnte schon im 11. oder 12. Jahrhundert gegründet worden sein und wurde um 1300 gleichzeitig mit Hortau von deutschen Siedlern ausgebaut. Seinen Namen hat der Ort wahrscheinlich von einer früheren slawischen Gründung. In der tschechischen Landtafel heißt es 1543 „in Hosticzich”. 1571 und 1581 waren sieben Wirte ansässig (vermutlich mit Schöras). Die Namen der fünf Wirte (vier Bauern und ein Gärtner) waren 1620 Fleck, Neumann, Preidel, Schaufuß (= Schams) und Siebiger. Dazu kam der Häusler Hertzig - somit standen sechs Häuser. 1713 sind fünf Wirte und ein Häusler verzeichnet, die Familien hießen Behmel, Fleck, Gaube, Hübner, Partsch und Hertzig. 1787 wurden acht Häuser gezählt und 1833 hatte Hostitz 29 und bei den Volkszählungen von 1869 und 1880 39 bzw. 55 deutsche Einwohner. 1934 lauteten die Namen Hecht, Klein, Liehmann, Zeischke und Schröter.  

Schöras
Dieses kleine Dorf nur 100 m über der Elbe gelegen dürfte einer der ältesten Siedlungsplätze im Gemeindegebiet sein. Wahrscheinlich geht er auf einen vordeutschen Rodungsversuch des 11. oder 12. Jahrhunderts zurück. In den Jahren 1374 und 1383 wurde „Scheraz” als Bestandteil des Gutes Tichlowitz genannt. 1581 lebten die Wirte Partsch und Gaube im Ort. In der Steuerrolle von 1654 sind zwei Bauern verzeichnet und 1713 hießen die Familien Partsch, Gaube und Windrich. 1787 hatte „Scheras” vier Hausnummern und 1833 nur drei Häuser mit 18 Einwohnern. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1880 lebten in Schöras 20 bzw. 27 deutsche Einwohner, jeweils einschließlich Hittine. Die Anzahl der Einwohner stieg bis 1930 auf 52 an. Die mehrfach vorkommenden Familiennamen waren 1934 Portsch und Behmel.  

Schmorda
Nach den Fluren zu schließen, könnte Schmorda aus der gleichen Zeit stammen wie Hostitz und Schöras. Vielleicht liegt dem Ort der Personenname Smrd oder Smord zugrunde, es gibt aber auch andere Deutungen. 1620 trugen die Wirte die Namen Löffler, Preidel und Richter. 1654 sind zwei Gärtner verzeichnet und 1713 hießen die drei Wirte und zwei Häusler Seidl, Wagner und Fleck. 1787 umfasste der Ort sieben Häuser und 1833 standen ebenfalls sieben Häuser, in denen 54 Einwohner lebten. Einschließlich der Einschicht Prautsch hatte Schmorda 1869 und 1880 41 bzw. 37 deutsche Einwohner. Die Familien 1934 hießen Schneider und Jugel.  

Vogelgesang
Dieser Weiler ist möglicherweise eine Gründung des 16. Jahrhunderts. Der Ortsname dürfte 100 Jahre älter sein, denn er beruht auf einen Geländenamen, der noch aus der Zeit der Ritter von Tichlowitz herrührt, da diese dort einen Vogelherd unterhielten. 1558 sollen die zwei Wirte Kliemannl und Mäuszopf ansässig gewesen sein. 1620 hießen die Wirte laut Herrschaftsurbar Krebs und Matzke. 1654 steht der Ort mit zwei Gärtnern in der Steuerrolle verzeichnet. 1713 schließlich wohnten die Familien Fleck und Kunigt in Vogelgesang. 1787 und 1833 sind zwei Häuser erwähnt, im letzten Jahr mit neun Einwohnern. 1880 waren es nur sieben und 1930 17 deutsche Einwohner. 1934 lauteten die Namen Heller, Werner und Zeischke.

Die tschechische politische Gemeinde Lesná (= Hortau) bestand aus den Ortschaften Lesná, Lesni Mlyn (= Buschmühle), Hoštice (= Hostitz) und Smordov (= Schmorda) sowie Vseraz (= Schoras). Die Ortschaft Vogelgesang und die Netterskoppen-bauden existieren nicht mehr und auch vier andere Einschichten sind in dem tschechischen Gemeindeverzeichnis nicht mehr aufgeführt. Heute gehören alle Orte zur Stadt Děčín (= Tetschen).

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