HOHENLEIPA


Die Gemeinde Hohenleipa im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus der Ortschaft Hohenleipa mit dem einschichtig gelegenen fürstlich Clary'schen Jagdschloss und dem Weiler Kirnischt (der zusammen mit dem zur Gemeinde Dittersbach gehörenden Weiler Hinter-Dittersbach eine Siedlungseinheit bildete). Hohenleipa liegt inmitten der Böhmischen Schweiz und war wegen seiner schönen Lage ein beliebtes Ausflugsziel. Der nördliche Teil des Gemeindegebietes ist erfüllt von einem Hügelland mit zahlreichen Höhen und Felsbildungen. 86 % war von Wald bedeckt und 12 % wurden landwirtschaftlich genutzt. Im Ort befanden sich zwei Hegerhäuser und beim Jagdschloss außerdem eine Försterei. Wegen des Fehlens jeglicher Industrie hatte Hohenleipa seinen ursprünglichen Charakter vollkommen bewahrt. Der Anteil der von Land- und Forstwirtschaft lebenden Einwohner betrug 1939 knapp 40 %, in Industrie und Handwerk waren 31 % und im Bereich Handel und Verkehr 12 % der Einwohner beschäftigt.  

Hohenleipa gehörte schon im 14. Jahrhundert zur Pfarrei St. Wenzel in Windisch-Kamnitz. Von etwa 1624 an wurde Hohenleipa durch die Stadtpfarrei St. Jakob in Böhmisch Kamnitz betreut. Seit der Errichtung der selbständigen Pfarrei St. Johannes von Nepomuk 1787 im Nachbarort Dittersbach war Hohenleipa dorthin eingepfarrt. Die Matriken sind für Dittersbach seit 1752 erhalten; für die vorherige Zeit befinden sich die Eintragungen in den 1630 beginnenden Matriken von Böhmisch Kamnitz.  

Die alte Erbrichterei wurde schon 1387 im Kamnitzer Stadtbuch in „Hoeleype” erwähnt. Hohenleipa ist eine deutsche Rodungssiedlung mit fast nur einreihiger Waldhufenanlage nach Osten. Die Gründung dürfte spätestens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein, doch ist die Einbeziehung einer früheren kleinen vordeutschen Siedlung in den deutschen Ausbau nicht auszuschließen. Der Ortsname ist offensichtlich aus einer Gelände- und Waldbezeichnung übernommen worden, deren zweiter Namensbestandteil möglicherweise auf „lipa” (= slawisch Linde) zurückgeht. In den Aufzeichnungen der Steuerrolle von 1654 sind acht Bauern, drei Gärtner und 13 Häusler verzeichnet. Somit standen 24 Häuser im Ort. Die Familiennamen der Bauern lauteten Dinnebier, Guth, Richter, Gabriel und Rasche. Die drei erstgenannten Namen sind schon seit dem 16. Jahrhundert in Hohenleipa nachgewiesen. 1713 lebten in „Hohe Leipa” neun Wirte und 16 Häusler, wodurch die Zahl der Häuser 25 betrug. Ein Haus davon war die Schenke. Die Erbauung des Jagdschlösschens am Fuße des Schlossberges im Jahre 1760 brachte einige Belebung in den Ort. 1787 wurden deshalb auch schon 47 Hausnummern gezählt.  

Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 wies Hohenleipa 538 bzw. 511 deutsche Einwohner auf. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Keßler, Richter, Fiedler, Grasse, Bayer, Dinnebier, Hegenberger, Kleinpeter, Guth, Günther, Hackel, Jäger, Parsche und Wenzel.  

Raubschloss Hohenleipa oder Schauenstein
Auf dem einen km nördlich von Hohenleipa gelegenen Felsblock, dem „Raubschloss”, stand die von den Herren von Berka auf Wildenstein gegründete Burg Schauenstein, die von 1431 bis 1451 wiederholt urkundlich genannt wurde. Im 16. Jahrhundert lag die Burg aber schon wüst.  

Weiler Kirnischt
Diese Bezeichnung trugen zwei Häuser, die nahe bei der Häusergruppe „Hinter-Dittersbach” standen (welche zur Gemeinde Dittersbach gehörte). Als ständige Siedlung entstand Kirnischt oder Kirnischbrücke erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Sicher befanden sich dort aber schon früher zeitweilige Unterkünfte für Forstpersonal, woraus sich dann das Hegerhaus mit der Kirnischtschenke entwickelte. Der Ortsname kann entweder auf einer sorbischen Wurzel „krnica” (= verkümmertes Wasser) beruhen oder aber von einer Verballhornung von „Gehörn” (= Felsen) entstanden sein. Es bestand eine Autobusverbindung mit dem nur 3 km entfernten Hinterhermsdorf in Sachsen.  

Die heutige tschechische Ortschaft Vysoká Lipa (= Hohenleipa) gehört zusammen mit Jetřichovice (= Dittersbach), Rynatrice (= Rennersdorf) und Všemily (= Schemmel) zur politischen Gemeinde Jetřichovice. In Vysoká Lipa lebten 1961 genau 125 Bewohner.

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