HERMERSDORF


Die Gemeinde Hermersdorf im Gerichtsbezirk Bensen bestand aus der Ortschaft Hermersdorf und dem abseits gelegenen Ortsteil „Kleinhermersdorf” oder „Flietelhäusel”. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 757 ha. Hermersdorf liegt in der Talmulde des Erlenbaches. Die Landwirtschaft, die mehr als die Hälfte der Gemeindefläche einnahm, musste zumeist in Hanglage betrieben werden. Hermersdorf liegt im Grenzbereich des Böhmischen Mittelgebirges und des Elbsandsteingebirges. Die Bonität der Ackerflächen ist minder bis gut. 27 % der Bevölkerung lebte noch bis 1939 von der Land- und Forstwirtschaft, in Industrie und Handwerk waren fast 50 % und im Bereich Handel und Verkehr über 8 % beschäftigt.  

Hermersdorf ist wahrscheinlich seit seiner Gründung nach Bensen eingepfarrt gewesen und war mit diesem von 1523 bis 1628 lutherisch. Die Matriken sind, wie alle Kirchenbücher von Bensen, seit 1581 erhalten. Die ehemalige Ortsrichterei befand sich jahrhundertelang bis 1848 in den Händen der Familie Schneider auf dem Hof Nr. 5.  

Hermersdorf entstand zweifellos in der Frühzeit der deutschen Rodungssiedlung als Waldhufendorf – vermutlich vor 1250. Der Name ist herzuleiten vom Personennamen Hermann, der wahrscheinlich der Lokator des Ortes war. Die früheste bekannte Nennung von Hermersdorf erfolgte 1273 als „Hermanesdorp”, die zweitälteste Urkunde spricht 1409 von „Hermanni villa”. Die ältesten namentlich überlieferten Familien sind 1403 Wagendrisl, 1511 Kreusel und Schühler.  

Der Gesamtbestand der Familiennamen ist 1580 erstmals überliefert; damals waren Renger, Hegenbarth, Hoche, Dünnbier, Prosche, Heide, Dörre, Neumann, Schüler, Richter, Schneider und Kunert am stärksten vertreten. Gemäß der Steuerrolle von 1654 hatte Hermersdorf insgesamt 43 Häuser. 1691 lebten laut dem Mannschaftsbuch aus diesem Jahr 360 Personen im Dorf. 1713 sind 34 Wirte bezeugt und zudem 28 Häusler in Gemeindehäusern; der Ort hatte somit zusammen 62 Häuser. 1787 standen 81 Häuser und 1833 waren es 93 Häuser mit 487 Bewohnern. Aufgrund der Volkszählungen von 1869 und 1890 hatte Hermersdorf nun 712 bzw. 785 deutsche Einwohner. Die mit Abstand häufigsten Familiennamen waren 1934 Heller, Richter, Böhm, Flietel, Frießlich, Schühler, Weber, Hocke, Krombholz, Lorenz, Riedel, Wenzel, Horn, Kunert, Mattausch, Schubert, Seidel und Voigt.  

Flietelhäusel
1550 wurde der abseits gelegene Ortsteil Flietelhäusel gegründet – angeblich zwecks Ansiedlung von Bergleuten, die in der Gegend dann vergeblich nach Silber gruben. 1781/82 wird der Ortsteil auch als „Klein-Hermersdorf” bezeichnet. 1833 nennt der Topograph Sommer die „Flütlhäusel” als Ortsteil von Hermersdorf.

Die heutige tschechische politische Gemeinde Hermanov umfasst die Ortschaften Hermanov (= Hermersdorf), Fojtovice (= Voitsdorf) und Blankartice (= Blankersdorf). Am 28.08.2006 lebten 499 Menschen in der gesamten politischen Gemeinde, am 01.01.2018 waren es 513.

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