DITTERSBACH


Die Gemeinde Dittersbach im Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz bestand aus der Ortschaft Dittersbach mit dem einschichtigen Ortsteil Grüsselmühle sowie der Ortschaft Hinter-Dittersbach. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 1.665 ha. Dittersbach liegt reizvoll in einem sanften Talkessel, der von zahlreichen Bergen und Sandsteinfelsen umgeben ist. Dieses Gebiet, die „Dittersbacher Schweiz”, ist ein Teil der „Böhmischen Schweiz” bzw. des Elbsandsteingebirges. Der Boden ist vorwiegend sandig und wird nur an wenigen Stellen von Basaltstöcken durchbrochen. Rund zwei Drittel der Gemeindefläche sind von Wald bedeckt und nur gut 10 % dienten der landwirtschaftlichen Nutzung. Dittersbach hatte bis 1945 trotz des starken Fremdenverkehrs seinen ländlichen Charakter erhalten. Fast ein Drittel der Einwohner lebte von land- und forstwirtschaftlichen Berufen. Die gewerblichen Arbeitnehmer hatten einen Anteil von 24 % und waren hauptsächlich in den Rabsteiner Fabriken und in Schönlinde tätig. Mit einem Anteil von 15 % war ein beträchtlicher Teil der Erwerbsbevölkerung in den Bereichen Handel und Verkehr (insbesondere Fremdenverkehr und Gastgewerbe) selbständig.  

Dittersbach gehörte ursprünglich zur Pfarrei Windisch-Kamnitz, bis es 1628 im Zuge der Gegenreformation nach Böhmisch Kamnitz eingepfarrt wurde. Sämtliche Matriken des Dittersbacher Kirchspiels sind seit 1752 erhalten. Ältere Daten finden sich in den Matriken von Windisch-Kamnitz ab 1712. Das Gotteshaus in Dittersbach, dem Hl. Johannes von Nepomuk geweiht, wurde 1748 bis 1752 in spätbarockem Stil errichtet und 1787 erweitert. Das alte Erbgericht von Dittersbach befand sich in der Schenke „Michelhof” und hatte den Hausnamen „Altes Gericht”. Es wurde bereits 1387 im Kamnitzer Stadtbuch genannt.

Dittersbach entstand als deutsche Rodungssiedlung mit Waldhufenanlage wahrscheinlich in der Zeit um 1300 oder bald danach. Der Ortsname überliefert möglicherweise den Gründer Dietrich oder Dieterich. Von 1381 bis 1509 sind die folgenden Namen überliefert: Fritsche, Dachze, Heintze, Högeler, Kestner, Kolbe, Megerynne (?), Merkel, Meyseler, Limpacher, Kny, Peschke und Michel. Seit seiner Gründung gehörte Dittersbach zur älteren Herrschaft Scharfenstein, kam 1535 an die damals neu gebildete Herrschaft Kamnitz und wurde 1850 dem Gerichtsbezirk Böhmisch Kamnitz zugeteilt. 1654 hatte der Ort 20 Häuser. Die Familiennamen der Bauern lauteten damals Fiedler, Hieke, Michel, Griesel, Kny und Roß. 1713 standen 31 Häuser und 1787 ist Dittersbach mit 67 Hausnummern und seiner Kirche erwähnt. 1833 umfasste der Ort 90 Häuser, in denen 528 Einwohner lebten. Seit den 1820er Jahren entwickelte sich Dittersbach zu einem Fremdenverkehrsort und war damit einer der ältesten Sommerfrischen Nordböhmens, welche auch von Berlin, Dresden und Leipzig aus viel besucht wurde. Bei den Volkszählungen von 1860 und 1890 hatte die Gemeinde 580 bzw. 593 deutsche Einwohner.  

Die häufigsten Familiennamen in Dittersbach einschließlich Hinter-Dittersbach waren 1934 Michel, Grohmann, Grüßel, Worm, Fiedler, Keßler, Richter, Günter, Grasse, Wagner, Weidlich und Wenzel.  

Grüsselmühle
Diese Einschicht, auch Grieselmühle genannt, liegt 1 km südlich von Dittersbach am Kreibitzbach unweit des Paulinengrundes und bestand sicher schon seit dem 17. Jahrhundert. Der Name stammt von einem Besitzer mit dem in der Gegend weit verbreiteten Namen Griesel.

Hinter-Dittersbach
Dieser Ortsteil, anfangs „Kirnschbrücke” genannt, entwickelte sich erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts als ständige Siedlung. Sicher aber standen dort an dem bereits 1457 erwähnten, die böhmisch-sächsische Grenze bildenden Kirnischbach schon früher Unterkünfte für Forstpersonal.  

Falkenstein
Nördlich vom östlichen Ortsausgang von Dittersbach befindet sich der felsengekrönte Berg Falkenstein (377 m), der die im 13. Jahrhundert zum Schutz des „Böhmer Weges” angelegte Burg Falkenstein der älteren Herrschaft Scharfenstein trug. Die Burg spielte 1444 in der Wartenberger Fehde mit den Lausitzer Sechsstädten eine Rolle, war 1457 noch bewohnt, wurde dann aber bald aufgelassen. Da sie wahrscheinlich unter Ausnutzung der natürlichen Steinwände fast ausschließlich aus Holz gebaut war, sind außer einigen Einlassungen in den Fels und dem 25 m tiefen Brunnen keine Überreste vorhanden. Im 19. Jahrhundert wurden dort mehrere Waffen- und Gerätereste gefunden.  

Heute besteht die tschechische Gemeinde Jetřichovice (= Dittersbach) aus den Ortschaften Jetřichovice, Rynartice (= Rennersdorf), Všemily (= Schemmel) und Vysoká Lípa (= Hohenleipa). 1961 lebten in Jetřichovice 192 Einwohner. In der Gesamtgemeinde wurden bei der Zählung am 03.07.2006  417 Einwohner festgestellt, am 01.01.2018 waren es 411.

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