BIRKIGT


Die Gemeinde Birkigt bestand aus den Ortschaften Birkigt, Liebwerd und Bachelsdorf und war dem Gerichtsbezirk Tetschen zugehörig. Das Gemeindegebiet umfasste 444 ha und wird mit Ausnahme der Polzenniederung und deren Weitung bei Liebwerd von einem hügeligen bis bergigen Gelände eingenommen. Oberhalb von Bachelsdorf am Nordrand des Laskenberges (420 m) befindet sich die weltbekannte Feldspat-Basalt-Steinwand oder Laskenwand. Sie besteht aus mehreren Decken der frühbasaltischen Serie mit reicher Einschaltung von Diatomeenschiefern an der Basis und beinhaltet aquitanische und voraquitanische Flora und Fauna (= Versteinerungen). Das Gemeindegebiet wurde zu 60 % von der Landwirtschaft genutzt, die auf schwerem, lehmhaltigen Boden betrieben wurde. In Birkigt und Bachelsdorf haben sich die landwirtschaftlichen Betriebe fast ungeschmälert bis 1945 erhalten. Trotzdem waren beide Orte nicht mehr rein bäuerlich, sondern auch zu Wohnsitzen von Arbeitnehmern geworden. In der Land- und Forstwirtschaft waren 1939 12 %, in Industrie und Handwerk 38 % und in Handel und Verkehr 22 % der Erwerbsbevölkerung beschäftigt. Viele Einwohner arbeiteten in den Industrie- und Handelsbetrieben in Tetschen-Bodenbach. Bedeutend war in Birkigt der Obstbau. Nach einer Zählung vom Jahre 1900 gab es insgesamt 8.500 Obstbäume im Gemeindegebiet.  

Birkigt, Liebwerd und Bachelsdorf gehörten stets zur Stadtpfarrei in Tetschen. Die Matriken sind wie sämtliche Tetschner Kirchenbücher seit 1596 erhalten. Birkigt besaß eine gegenüber dem Wirtshaus (Nr. 1) stehende Kapelle in Oberbirkigt. Eine weitere kleine Kapelle stand in Liebwerd. Als deutsches Rodungsdorf war Birkigt ursprünglich mit einem Freigericht ausgestattet gewesen, das dem Stadtgericht in Tetschen unterstellt war. Auch Bachelsdorf gehörte zu diesem Gericht. Bei der Bildung der modernen Verwaltungseinteilung 1849 kamen Birkigt, Liebwerd und Bachelsdorf zunächst zur politischen Gemeinde Altstadt und wurden erst 1873 eine selbständige politische Gemeinde.  

Birkigt
Birkigt dürfte im 14. Jahrhundert als deutsches Dorf entstanden sein. Die von Anfang an bestehende Untergliederung der beiden nur einen km entfernten Ortsteile Oberbirkigt und Niederbirkigt beruht wohl auf Geländeverhältnissen. Der Ortsname Birkigt wurde sicher wegen der ursprünglich vorhandenen Birkengehölze gegeben, wobei die Silbe –igt eine Gesamtheit darstellt. 1478 erscheint der Ort als „Birkicht” in einer Tetschner Stadturkunde. Die ältesten Nachweise von Familien sind Zaschke (1478), Renhold (Renelt) und Vogel (beide 1525), Knorre (1528), Beckel, Bruthansel, Hüttl (alle 1531), Winkler (1540) und Heinzschke (1556). 1571 hatte Birkigt elf Häuser. Im Urbar von 1620 hießen die Wirte Philipp, Zeischke, Rehnelt, Kunert, Hietel, Winkler, Hörnisch, Knorre und Stolze. Insgesamt standen damals 13 Häuser. Die Steuerrolle von 1654 weist 14 Häuser nach, in denen sieben Bauern, zwei Gärtner und fünf Häusler lebten. Der Gärtner Preidel (seit 1630 ansässig) wurde später zu Bachelsdorf gezählt. Die Namen der Bauern waren die gleichen wie 34 Jahre vorher außer Hörnisch und Stolze. 1713 gab es in „Pirkicht” 20 Häuser mit 13 Wirten und sieben Häuslern. 1787 wurden 31 Hausnummern registriert und 1833 lebten in 39 Häusern 233 Einwohner. Nach den Volkszählungen von 1869 und 1890 hatte der Ort 341 bzw. 513 fast ausschließlich deutsche Einwohner. Einige zugewanderte Tschechen hatten Arbeit in der Papierfabrik gefunden. 1930 lebten 873 Personen im Dorf. Seit 1888 entwickelte sich am linken Polzenufer gegenüber von Niederbirkigt der Ortsteil Neubirkigt, der im Jahre 1900 bereits 36 Häuser umfasste gegenüber 30 in Ober- und 24 in Niederbirkigt. Die häufigsten Familiennamen in Birkigt waren 1934 Böhm, Hegenbart, John, Marschner, Tröschel, Jordan, Preidel, Zaschke bzw. Zeischke, Ahne, Hietel und Richter.  

Liebwerd
Der ursprüngliche Meierhof Liebwerd wurde 1401 erstmals urkundlich benannt. Es dürfte sich jedoch um einen viel älteren Wirtschaftshof handeln, der bereits in der Burgmannenzeit des 11. bis 13. Jahrhunderts zur Versorgung der Gauburg Tetschen errichtet worden war. Am Namen Liebwerd kennzeichnet das Grundwort „Werd” das am Wasser gelegene Gelände. Die Silbe „Lieb” ist schwerer zu deuten; entweder liegt ein verkürzter Personenname zugrunde oder es handelt sich um eine Ableitung von Lehm, was mit der Bodenbeschaffenheit im Ort in Einklang stünde. In den Urkunden von 1401 und 1407 lautet die Schreibung „Zu Liebenwerde” bzw. „lieben Werde”. Im Jahre 1850 stellte Graf Franz Anton Thun die Meierhofgebäude zur Unterbringung der ersten deutschen Ackerbauschule in Böhmen zur Verfügung, aus der 1920 die landwirtschaftliche Hochschule Tetschen-Liebwerd hervorging.1880 hatte Liebwerd acht Gebäude mit 118 deutschen Einwohnern. 1910 wurden 65 und 1930 59 Einwohner gezählt.  

Bachelsdorf
Hier dürfte es sich um eine Zurodnung handeln, die nach den Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert erfolgte. Wahrscheinlich hat der Ortsname mit einem Bach nichts zu tun – er müsste sonst „Bacheldorf” heißen. Vielmehr scheint ein Personenname, der „Bechl” oder ähnlich lautete, den Ortsnamen geprägt zu haben. Vielleicht war es ein Träger des Namens „Beckel” der von 1518 bis 1909 im Ort vorkam. Familiennamen des 16. Jahrhunderts waren in Bachelsdorf Beckel (1518), Beutel (um 1537), Krombholz (1540), Walter (1556), Hietel (1580) sowie Knorre und Kühnel (1596). Im Urbar von 1620 sind die Gärtner Böckel, Fleck, Hietel, Hoffmann, Knorre, Rehnelt und Walter genannt. 1654 standen wie schon 34 Jahre vorher acht Häuser im Dorf. 1713 lebten zwölf Familien (sieben Wirte und fünf Häusler) dort. 1787 standen 16 Häuser und 1833 wohnten in den 16 Häusern 112 Einwohner. Die Volkszählungen von 1869 und 1890 ergaben 116 und 132 deutsche Einwohner. Allerdings verdoppelte sich die Zahl bis 1910 durch die Entstehung des neuen Ortsteiles „Hinterbachelsdorf”. 1942 standen 46 Anwesen. Die häufigsten Familiennamen in Bachelsdorf waren 1934 Fritsche, Rasche, Ritschel, Dinnebier und Walter.  

Die tschechische Gemeinde Březiny (= Birkigt) bestand außer dem Ort Březiny selbst auch aus Libverda (= Liebwerd), Bechlejovice (= Bachelsdorf), Folknáře (= Falkendorf), Horní Chlum (= Kolmen), Dolní Chlum (= Stabigt) und Kamenicka (= Steinbach) und hatte 1961 insgesamt 1.161 Einwohner. Auf Březiny entfielen dabei 579 und auf Bechlejovice 204 Personen. Heute sind alle Orte in die Stadt Děčín (= Tetschen) eingemeindet.

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