BIELA


Die Gemeinde Biela im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus den Ortschaften Biela, Tscheche und Maxdorf mit den einschichtig gelegenen Ortsteilen Christianaburg, Königsmühle und Waldbad Maxdorf. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 2.454 ha und war damit die flächenmäßig größte Gemeinde im Kreis Tetschen-Bodenbach. Von der Gesamtfläche entfielen 570 ha auf Biela mit Tscheche und 1.854 ha auf Maxdorf. Die Gegend ist sehr waldreich und wurde deswegen auch gern als Sommerfrische aufgesucht. Während Maxdorf infolge seiner Entfernung von Tetschen-Bodenbach bis 1945 eine seit 100 Jahren unveränderte Einwohnerstärke behielt, vollzog sich in der Ortschaft Biela und z.T. auch in Tscheche seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein gewaltiger Wandel und aus den beiden Kleinbauerndörfern entwickelten sich ausgedehnte Wohnsiedlungen von Arbeitnehmern, die überwiegend in Industrie, Handel und Verkehr von Tetschen-Bodenbach sowie bei Bahn und Schifffahrt tätig waren. 55 % der erwerbsfähigen Einwohner waren in Industrie und Handwerk, 20 % in Handel und Verkehr und nur noch knapp 5 % in Land- und Forstwirtschaft tätig.

Biela gehörte ursprünglich zur Pfarrei Rosawitz, ab 1786 wurde es eine Filialkirche von Rosawitz und ab 1852 eine selbständige Pfarrei, die dem Hl. Franz Xaver geweiht war und deren Bereich außer Biela auch Tscheche, Maxdorf mit Christianaburg und Königsmühle sowie Bösegründel, Kalmswiese, Bünauburg und Neudorf einschloss (letztere beiden Orte hatten ab 1933 ihre eigene Filialkirche Mariä Namen). Die in Biela geführten Matriken sind seit 1788 vollständig erhalten, die älteren aus der Zeit der Zugehörigkeit zur Pfarrei Rosawitz seit 1596. Seit dem 17. Jahrhundert ist für Biela ein Ortsrichter bezeugt, zu dessen Einzugsbereich auch Nieder- und Oberullgersdorf sowie Bünauburg und Neudorf gehörten. Die letztgenannten vier Orte wurden 1859 zur Gemeinde Biela zusammengefasst und erst 1907 bzw. 1910 wieder abgetrennt und selbständig.  

Alt-Biela
Der Ortsname Biela ist wahrscheinlich vom altslawischen Gewässernamen „Byela” (= Weißwasser) auf die Ansiedlung übertragen worden. Bei der ältesten überlieferten Nennung von 1454 wurde „Biele” und 1543 „Byela” geschrieben. 1571 standen neun Häuser, in denen die Familien Adam, Arlt, Hübner, Petzelt, Taupigh, Teufel, Vogel und Walter lebten. 1654 hatte Alt-Biela acht Häuser mit den Familien Arlt, Fritsch, Haamann, Parsche, Stolze und Vogel. 1713 ist Alt-Biela mit 14 Wirten und einem Häusler, also 15 Häusern, verzeichnet. Die 1771 durchgeführte Häusernummerierung fasste Alt-Biela und Neu-Biela zusammen, so dass von da an nicht mehr zwischen den beiden Orten unterschieden wurde.
  

Neu-Biela
Das um 1520 auf herrschaftlichem Grund angelegte Neu-Biela hatte 1571 15 Häuser. Die Urbare von 1620 und 1650 verzeichnen den Ort „Newe Bylaw”. Nach dem Urbar von 1624 waren die Namen der Familien Fritsche, Peschke, Werner, Beyer, Focke, Hacker, Harnisch, Hauschild, Hiecke, Hieckel, Kunert, Lerche, Pfannschmidt, Schade, Schimmel und Tausch.1654 gab es in Neu-Biela 13 Gärtner und sieben Häusler, also insgesamt 20 Häuser. 1713 sind 21 Wirte verzeichnet.
  

Ortschaften Alt- und Neu-Biela zusammen
1787 hatten die beiden nun zusammen gefassten Ortschaften 71 Hausnummern und 1833 bestand „Byla” „in einem romantischen Tale gelegen” aus 76 Häusern und 458 Einwohnern. Bis 1848 war die Zahl der Häuser auf 79 und die Zahl der Einwohner auf 520 gestiegen. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Walter, Heinrich, Fritsche, Richter, Arlt, Heller, Nickel, Dörre, Krumlovsky, Püschel, Riedel, Hesse, Kunert, Paul, Schieche, Focke, Hille, Kunert, Kühnel, Lösel, Perthen, Pietsch, Plechary, Strache, Teufel, Weber, Windrich und Zechel.
  

Tscheche
Die Ortschaft ist auf einen zeitweiligen Bergbau nach eisenhaltigem Sandstein zurückzuführen und um 1570 entstanden. 1590 heißt es in der Rosawitzer Matrik „in der Zscheche” und in den Grundbüchern des 17. Jahrhunderts „Auf der Zechen”. In der Steuerrolle von 1654 war Tscheche allem Anschein nach in Neu-Biela inbegriffen. Allerdings weiß man, dass der Ort damals nur 19 Einwohner hatte. 1787 hatte „Czeche” neun Hausnummern und 1833 standen zehn Häuser, in denen 55 Menschen lebten. 1833 kamen u.a. die Familien Arlt, Dörre, Stolz und Wegert vor. 1934 waren die häufigsten Familiennamen Fiedler, Grünzner, Müller, Perthen, Astler, Lohre, Prautsch, Schirmer, Wagner und Wolf.

Maxdorf mit Waldbad, Königsmühle und Christianaburg
Das Gebiet der Katastralgemeinde Maxdorf stellt das größte erhaltene geschlossene Waldgebiet des Kreises Tetschen dar. Die erste Ansiedlung war wohl der Weiler „Krumme Stellige” mit den zwei Bauern Guth und Fritsche im Jahre 1624, der aber im Dreißigjährigen Krieg verwüstet und nicht wieder aufgebaut wurde. Die Ortschaft Maxdorf wurde in den Jahren 1671 bis 1683 vom Grafen Maximilian Thun gegründet, indem er sechs Wohnstätten für Waldarbeiter und Forstleute baute. 1713 wohnten dort 39 Personen. 1787 standen 20 Häuser und 1833 schon 27 Häuser, in denen 178 Einwohner lebten. Um 1880 kamen u.a. die Familiennamen Jäger, Ohnesorg und Richter vor. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1924 am großen Maxdorfer Teich die Gaststätte Waldbad errichtet, die sich großer Beliebtheit erfreute. Die zu Maxdorf gehörende Einschicht Christianaburg wurde 1734 auf einer Anhöhe nahe der sächsischen Grenze erbaut und nach Gräfin Maria Christiana Thun geb. Gräfin Hohenzollern benannt. 1934 waren die häufigsten Familiennamen Jugel, Frisch, Richter, Löbel, Honnes, Ruhmich, Dittrich, Haudek, Hiecke und Walter.  

Als Gesamtgemeinde hatte Biela im Jahre 1713 insgesamt 234 und 1833 schon 691 Einwohner. Nach den Volkszählungen von 1869, 1890 und 1910 lebten in der Gemeinde Biela 1.105 bzw. 1.767 bzw. 2.685 ausschließlich deutsche Einwohner.

Heute ist Bělá (= Biela) keine selbständige Gemeinde mehr, sondern als „Děčín X” ein Stadtteil von Děčín (= Tetschen). 1961 lebten in Bělá 1.495, in Čechy (= Tscheche) 218 und in Maxičky (= Maxdorf) 106 Menschen, zusammen also 1.819 Einwohner.

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