BIEBERSDORF


Die Gemeinde Biebersdorf im Gerichtsbezirk Bensen bestand aus der Ortschaft Biebersdorf und der kleinen Ortschaft Groß-Zinken mit dem Zinkensteinhaus (bzw. Tetschner Baude). Die in der Nähe des Zinkensteins gelegene Einschicht Zinkenbauer gehörte zur Ortschaft Althummel der Gemeinde Saubernitz im Kreis Aussig. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 619 ha, wobei 555 ha auf Biebersdorf und 64 ha auf Großzinken entfielen. Biebersdorf liegt im höchsten Teil des Biebertales, nahe beim Ursprung des Bieberbaches. Die höchste Erhebung der Umgebung ist der im Westen gelegene Zinkenstein (684 m). Die beiden Orte hatten bis 1945 eine ausgesprochen ländliche Struktur mit Acker- und Grünlandnutzung sowie starker Viehhaltung. Dem Bereich Land- und Forstwirtschaft waren knapp 60 % der Bevölkerung zugehörig, von Industrie und Handwerk lebten knapp 24 % der Einwohner. Am oberen Dorfende wurde von 1848 bis 1886 nach Braunkohle gegraben. Im Wirtschaftsbereich Handel und Verkehr waren nur 5 % der Erwerbstätigen tätig. Die meisten Arbeiter waren in Bensen und Tetschen-Bodenbach beschäftigt. Eine handwerkliche Tradition im Ort war das Korbflechten im Winter.

Biebersdorf gehörte stets zur Pfarrei St. Bartholomäus in Reichen. Die Matriken sind seit 1784 erhalten. Ältere Eintragungen sind seit 1669 in den Wernstädter Kirchenbüchern zu finden. Das älteste erhaltene Grundbuch stammt aus der Zeit von 1651 bis 1670. Gemäß seiner Anlage als zweireihiges Waldhufendorf ist Biebersdorf eine Ansiedlung, die im Zuge des deutschen Landausbaus im 13. Jahrhundert entstand. Die ältesten bekannten urkundlichen Nennungen bietet die tschechisch geführte Landtafel; sie datieren von 1421, 1543 und 1573 („Przibram”). Ab 1567 und 1575 taucht die Namensform „Bibersdorff”, „Bybersdorf” und „Biberstorf” auf. 1591 erscheint im Mertendorfer Schöppenbuch für „Biberstorf” der Familienname Schneider. 1654 hatte Biebersdorf, das im Dreißigjährigen Kriege arg zu leiden hatte, 21 Bauernstellen, davon sechs „wüst” (= unbesetzt) gelegene sowie zehn Gärtner- und drei Häusleranwesen. Somit standen 34 Häuser im Ort. 1697 lauteten die Hausbesitzer Redlich, Ehrlich, Kusebauch, Trautsch, Stahr, Dinnebier (seit 1570 im Ort ansässig), Riedel, Tausch, Prautsch, Staude, Ringel, Tutte, Richter, Weber, Senger, Wagner, Harm, Panke, Fiedler und Dörffler. 1713 gab es im Ort 35 Wirte und 16 Häusler, also insgesamt 51 Häuser. 1787 hatte Biebersdorf (das seit 1760 dem Grafen Pachta auf Drahobus gehörte) 94 Hausnummern und 1833 schon 114 Häuser, in denen 636 Menschen lebten. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 zählte die Ortschaft 654 bzw. 650 deutsche Einwohner. Einschließlich Groß-Zinken waren es in der gesamten Gemeinde 692 bzw. 685 Einwohner. Aufgrund der fehlenden Industrie gingen die Einwohnerzahlen dann allmählich auf 526 Bewohner im Jahre 1939 zurück.

Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Fiedler, Schneider, Redlich, Richter, Tröster, Weigel, Kusebauch, Prautsch, Ehrlich, Bönisch, Heller, Riedel, Staude und Zaschke.

Groß-Zinken (=Großzinken)
Obwohl erstmals 1622 urkundlich datiert, dürfte die kleine Ortschaft als Spätrodung in der Zeit nach den Hussitenkriegen und vor 1500 angelegt worden sein. Ursprünglich gehörte das Dorf zur Herrschaft Scharfenstein und kam 1511 an die Herrschaft Liebeschitz. Kirchlich gehörte Groß-Zinken stets zur Pfarrei Reichen. Über den Namen gibt es verschiedene Versionen, so die Ableitung von „Stinka” (d.h. von „stena” = Felswand der nahen Vogelsteine) oder von „stenice” (= Wanze). 1654 hatte Groß-Zinken sechs Häuser. 1713 wohnten im „Dörffl Zinken” sechs Wirte, deren Namen Hanke, Riedel, Richter, Rößler, Sander und Wurm lauteten. 1787 hatte Groß-Zinken ebenfalls sechs Hausnummern und 1833 standen acht Häuser, in denen 48 Einwohner lebten, die sich vorwiegend durch Flachsbau und Spinnerei ernährten. Davon entfielen aber zwei Häuser mit etwa 12 Einwohnern auf das um 1780 angelegte und später nach Reichen eingemeindete Klein-Zinken, sodass Groß-Zinken allein sechs Häuser und 36 Einwohner zählte. Nach den Volkszählungen von 1869 und 1890 hatte Groß-Zinken 38 bzw. 35 deutsche Bewohner. 1934 verzeichnet das Adressbuch zehn Familien, wovon vier Familien den Namen Richter trugen.  

Das tschechische Přibram (= Biebersdorf) hatte 1961 nur 160 Einwohner und ist keine eigenständige Gemeinde mehr, sondern gehört mit Rychnov (= Reichen), Rytířov (= Rittersdorf), Loučky (= Schönau) und Časlav (= Tschiaschel) zur Gemeinde Verneřice (= Wernstadt). Groß-Zinken ist heute nicht mehr bewohnt.

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