Die Stadt Bensen bestand aus mehreren Stadtteilen sowie den Ortsteilen Friedrichsthal, Neuland und Reifen. Sie ist in der Nähe der Einmündung des Absbaches in den Polzen an der Südlehne des Doberberges (244 m) angelegt. Das 532 ha große Gemeindegebiet wurde zu 50 % landwirtschaftlich und zu 40 % als Wald genutzt. Rund 55 % der Bevölkerung lebten bis 1945 von Industrie und Handwerk, worunter besonders die Textilindustrie stark vertreten war. 17 % der Erwerbsbevölkerung war im Wirtschaftsbereich Handel und Verkehr tätig und von der Landwirtschaft lebten nur gut 2 %.
Kirchliche Verhältnisse
Die Pfarrei Bensen, die eine der ältesten im Kreisgebiet von Tetschen ist, dürfte gleichzeitig mit der Stadtgründung in der Mitte des 13. Jahrhunderts eingerichtet worden sein. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass bereits in der vor 1250 bestandenen Wegeburg ein kleines Kirchlein vorhanden war. Darauf deutet zumindest das Patrozinium Mariä Geburt hin, welches landesherrliche Burgkirchen um das Jahr 1000 vorzugsweise hatten. Von 1523 bis 1627 war die Pfarrei lutherisch. Der Pfarrsprengel umfasste ursprünglich außer der Stadt auch die Dörfer Habendorf, Hermersdorf, Nieder- und Ober-Ebersdorf, Ulgersdorf und Voitsdorf. Seit dem 16. Jahrhundert kamen die nach und nach gegründeten Dörfer Franzenthal, Josefswille, Kranachsdorf, Neuland, Reifen, Theresienthal und zwei Häuser der Gemeinde Klein-Wöhlen sowie von 1486 bis 1786 die Ortschaft Hoch-Dobern (das in dieser Zeit von Güntersdorf abgetrennt wurde) und von 1628 bis 1674 die Ortschaft Höflitz als Kommendatur dazu. Andererseits war Ulgersdorf von etwa 1580 bis 1783 zur Pfarrei Sandau eingegliedert. Im Jahre 1858 wurde Ober-Ebersdorf als selbständige Kirchengemeinde abgetrennt, nachdem es bereits seit 1787 den Status einer Expositur bekommen hatte. Die Matriken für den Pfarrsprengel Bensen sind durchwegs seit 1581 erhalten.
Stadtgeschichte
Im 11. und 12. Jahrhundert entstanden an der alten Wegverbindung von der Burg Tetschen über Bensen und Kamnitz in die Lausitz einige Wegwarten. Bensen kann als eine der ersten dieser Wegsicherungen angesehen werden. Im Schutz der Wegeburg war sicher auch bald eine kleine Ansiedlung entstanden. Um 1256 oder etwas früher wurde an dieser Stelle die Stadt Bensen nach deutschem Recht eingerichtet. Der Name stammt vermutlich vom Gründer Benesch von Wartenberg (+ 1306), dem Sohn des Tetschner Burggrafen Markward II. oder von einem der beiden Stammväter des Geschlechtes der Familie von Michelsberg, die ebenfalls den Namen Benesch trugen. In der ältesten, auf die Burg Scharfenstein Bezug nehmende Urkunde von 1283 heißt es „castrum Scharfenstein et civitas” (Burg Scharfenstein und Stadt). Das Gebiet um Bensen gehörte im 11. und 12. Jahrhundert zur landesherrlichen Gaugrafschaft in Tetschen. Bald nach der Gründung der Stadt Bensen kam das Gebiet 1283 unter König Wenzel II. in den Besitz der Familie von Michelsberg unter der Bezeichnung „Herrschaft Scharfenstein” (benannt nach der etwa 1220/30 erbauten Burg oberhalb des Polzen bei Franzenthal). Die Stadtverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit lag ursprünglich in den Händen eines Erbrichters, der von Schöppen unterstützt wurde. Zwischen 1405 und 1408 ging diese Herrschaft samt Bensen an die Familie Berka von Dauba über und kam 1426 an die Familie von Wartenberg auf Tetschen. Im gleichen Jahr 1426 wurde Bensen von den Hussiten verwüstet. 1511 ging die Stadt mit der Herrschaft Scharfenstein an Niklolaus Trcka von Lipa und 1515 von diesem an die aus Sachsen stammende evangelische Familie von Salhausen über. Bei der Güterteilung der Salhausen 1562 kam es auch zur herrschaftlichen Teilung der Stadt Bensen, die fast drei Jahrhunderte bestehen blieb. Der eine Teil gehörte zur Herrschaft Binsdorf, welcher seit 1634 der Familie Aldringen (später Clary-Aldringen) gehörte (welcher aber nochmals unterteilt war). Die andere Hälfte der Stadt war Bestandteil der Herrschaft Bensen, die seit 1631 im Eigentum der Familie von Thun-Hohenstein stand. Erst 1850 mit Gründung der politischen Gemeinden wurde Bensen wieder eine Einheit.
Stadtwappen
Das Stadtwappen ähnelt dem Wappen der Familie von Wartenberg. Es ist ein in der Mitte geteilter Schild, links schwarz und rechts silbern (jeweils vom Wappen aus gesehen), beiderseits mit Arabesken verziert, obenauf mit dem Kopf eines Braunbären mit ausgestreckter Zunge.
Als älteste Bensner Familiennamen sind überliefert 1389 Gans, 1391 Molner, 1394 Peuker, 1397 Becherer, Freyse, Frobin, Hasemaus, Neumann, Schafrath, Trewschil (Tröschel) und Wank sowie die vom gleichen Jahr als Schöppen genannten Einwohner Fleischer, Höslener, Kaule, Klazel, Korzener, Pfropper, Pomser, Prescher, Richter, Rosele, Schmied und Bank. Weiter sind genannt 1423 Drosel, 1426 Lange, Lühne, Messner, Reifner, Richter und Weiprich (alles Ratsherren), 1438 Pflugknecht (evtl. Fuhrknecht), 1483 Fischer und Tietze. Von Anfang des 16. Jahrhunderts sind bekannt Limpach, Lorenz und Ritschel. Weiter 1509 Fleck, 1512 Weigel, 1513 Tute, 1515 Weiß, 1519 Beierlein, Rätze und Fröhlich, 1526 Kanneberger und Käkyrs, 1529 Riemer, 1530 Fiebiger, 1535 Zoll, 1536 Schlegel, 1537 Steuderer, 1538 Werner, 1544 Pause, 1547 Töpper, 1548 Juhre oder Juckert, 1554 Besdebirn, Hermer, Löblich, Meißner, Puschgier, Rochlitz und Weipricht, 1555 Triller, 1557 Ring, 1560 Hederich, 1569 Lurke, 1571 Horn, 1580 Hünich, Krompholz, Oswald und Preiß.
1654 bestanden vier Herrschaften in Bensen: (1) Bensen I: Besitzer Paul Aldringen, (2) Binsdorf (Bensen II): Besitzerin Anna Clary geb. Aldringen; (3) Rosendorf (Bensen III): Besitzer Katharina Attems geb. Aldringen und (4) Bensen IV: Besitzer Familie von Thun-Hohenstein. Insgesamt wohnten in dieser Zeit 69 Bürgerfamilien in Bensen sowie 70 Gärtner- und Häuslerfamilien in der Vorstadt. Bensen bestand somit aus 139 Häusern. 1725 trugen die Hausbesitzer in Bensen die Namen Lühne, Reifner, Ritschel, Nitsche, Sierich, Hegenbart, Kambrich, Loch, Schlegel, Schmied, Schür, Ahne, Clement, Castor, Färber, Großer, Hache, Hückel, Jäger, Jahnel, Kanneberger, Lange, Lindner, Lorenz, Lößel, Matzke, Mohr, Parsche, Preis, Riedl, Rotsch, Schrimpfe, Schüllhabel, Schwarzer, Störch, Sturm, Träger, Watzke, Weber, Wenzel, Windrich und Zumpe und in der Vorstadt: Matzke, Richter, Fieber, Hegenbart, Klügel, Böhm, Dörfel, Hache, Limpach, Lorenz, Michel, Prosche, Sabitzer, Schmied, Schwarzer, Watzke, Wenzel, (von) Werner, Weypricht, Zumpe, Bendel, Buchhoß, Czirnstein, Freyer, Friedrich, Hanke, Heger, Kambrich, Kleinpeter, Knechtel, Krolop, Krombholz, Lorenz, Matzke, Mühlen, Neumann, Nitsche, Ossendorf, Pandler (oder Paudler), Philipp, Pohl, Ritschl, Rotsch, Schimpke, Seemann und Zöhner. 1833 hatte Bensen 224 Häuser und 1.066 Einwohner. 1817 erwarb die Stadt von der Herrschaft Thun-Hohenstein das Gut Scharfenstein mit den acht Dörfern Voitsdorf, Groß-Wöhlen, Klein-Wöhlen, Höflitz, Zautig, Neuland, Franzenthal mit Meierhof und Josefswille sowie die zwei Teildörfer Nieder-Ebersdorf und Freudenberg mit dem Meierhof Freudenhöfel. Nach der Auflösung der Grundherrschaft im Jahre 1850 verblieb der Stadt davon ein Eigenbesitz von etwa 250 ha. Während des 19. Jahrhunderts vergrößerte sich die Stadt Bensen durch die Ansiedlung von Industrie beträchtlich. Bei der Gemeindeeinteilung im Jahre 1849 wurde die Ortschaft Reifen Teil der politischen Gemeinde Bensen. Ende der 1920er Jahre wurde auch die Ortschaft Neuland eingemeindet, die seit 1849 zusammen mit Franzenthal, Josefswille, Theresienthal und Ulgersdorf die politische Gemeinde Neuland gebildet hatte. 1869 standen 304 Häuser, in denen 1.952 Einwohner lebten, 1890 gab es 341 Häuser mit 3.080 Einwohnern.
Die häufigsten Familiennamen waren 1934 (der Häufigkeit nach): Hegenbarth, Böhm, Richter, Weber, Hof(f)mann, Wagner, Müller, Weigel, Wenzel, Schröter, Riedel, Werner, Fürtig, Lühne, Möser, Ritschel, Bendel, Schellmann, Schiefner bzw. Schiffner, Schmied bzw. Schmidt, Tietze, Fiedler, Kanneberger, Krompholz, Neumann, Hackel, Lorenz, Preiß, Bittner, Dampe bzw. Tampe, Exel, Freyer, Heller, Parsch(e), Rösler, Storch, Dörre, Günther, Hanke, Jahnel, Knothe, Michel, Au(g)st, Fieber, Franz(e), Gautsch, Hauptmann, Hocke, Hübel, Knechtel, Kunert, Palm(e), Patzner, Püsche, Störch, Wiesner, Zaschke, Dörfel, Glanz, Horn, Klein, Knechtel, Krebs, Löbel, Pilz, Re(h)nelt bzw. Rönelt, Schimmel, Schneider, Scholz(e), Sommer, Tröschel und Wurm.
Ortschaft und Meierhof Reifen
Der Ortsname Reifen erscheint erstmals im Stadtprivileg von 1511. Damals hatten mehrere Wirte in Reifen Geschoßverpflichtungen (= Verpflichtung zu Transportleistungen). Die Namen waren Lemmer, Gall und (vielleicht auch) Tilemann, Hampe, Herre und Wenzel. Der Meierhof Reifen wurde 1562 gegründet und hatte in den folgenden 300 Jahren eine Reihe von Besitzwechseln. Vermutlich steht der Name Reifen mit dem Alt-Bensener Familienname Reifner in Zusammenhang. Für 1570 ist der Wald „Rayffen” nachgewiesen. 1798 wurde ein Großteil der Meierhoffelder an 22 Ansiedler verkauft. 1833 hatte das Dorf „Raifen” 26 Häuser und 115 Einwohner. Von 1787 an gehörte Reifen gut 60 Jahre zu Nieder-Ebersdorf. Bei der 1849 vorgenommenen modernen Gemeindeverwaltung kam Reifen zur Stadt Bensen. 1905 gab es dort 30 Häuser und 147 Einwohner.
Neuland
Die südwestlich von Bensen am rechten Polzenufer am Fuße des steil abfallenden Neulander Berges (die sog. „Anewand”) gelegene Ansiedlung Neuland entstand bald nach 1515 als Fortsetzung der zur Stadt gehörenden Uferbebauung. 1583 lauteten die Familiennamen Dünnbier, Jäger, Kleinpeter, Pehe, Preiß, Reifner, Ulrich, Weber, Weigel und Werner. Der Ortsname „Neuland” (mundartlich „Elend” genannt), stammt wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen Wort „ellende”, das soviel wie fremder oder abseits gelegener Ort bedeutet. In der Steuerrolle von 1654 sind 18 Häusler verzeichnet. 1713 hatte „Elende” ebenfalls 18 Wirte mit durchwegs weniger als ein Strich Ackerfläche. 1787 und 1833 besaß „Eylande” 22 Hausnummern, im letztgenannten Jahr lebten dort 123 Einwohner. 1921 gab es 23 Häuser mit 133 Einwohnern. Ab 1787 gehörte Neuland zu Nieder-Ebersdorf und wurde 1849 mit den Ortschaften Franzenthal, Josefswille, Theresienthal und Ulgersdorf zur Gemeinde Neuland zusammen geschlossen, die 1904 in die Gemeinde „Franzenthal-Ulgersdorf” umbenannt wurde. Bald nach 1920 erfolgte die Eingemeindung von Neuland in die Stadt Bensen.
Unteres Schloss
Besonders sehenswert sind in Bensen die beiden Schlösser an der Stelle einer alten Burg. Das „Obere Schloss”, das zwischen 1522 und 1524 erbaut wurde und seine heutige Gestalt (welche Stilelemente der Spätgotik und Renaissance vereint) durch die damaligen Besitzer Friedrich (der Ältere) von Salhausen und Friedrich (der Jüngere) von Salhausen 1571 erhielt. Das „Untere Schloss” wurde zwischen 1540 und 1544 durch Hans von Salhausen am Ringplatz an der Stelle von vier aufgekauften Bürgerhäusern errichtet und 1578 von seinen Söhnen Wolf und Antonius von Salhausen im Renaissancestil vollendet. Sehenswert sind außerdem das Rathaus am Marktplatz (Baubeginn 1849) und die Mariensäule sowie die spätgotische Pfarrkirche Mariä Geburt, die zwischen 1483 und 1554 an Stelle der durch die Hussiten 1426 zerstörten ersten steinernen Kirche aus dem 14. Jahrhundert erbaut wurde und eine prächtige Innenausstattung hat.
Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Bensen nahm am 20. Juni 1945 ihren Anfang. Mehr als die Hälfte der Einwohner mussten an diesem Tage den Fußmarsch über Habendorf, Hochdobern und Güntersdorf zur sächsischen Grenze antreten.
1961 lebten in der Stadt Benešov nad Ploucnici (Bensen am Polzen) etwa 3.500 Menschen, am 01.01.2018 waren es 3.757 Einwohner. Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt nun 976 ha. Ovesná (= Habendorf) ist heute in die Stadt Benešov eingemeindet. Dazu kommt noch als eigene Lage Terezínské Udolí (= Theresienthal). Eine Städtepartnerschaft besteht mit Heidenau bei Pirna.