ALTSTADT


Die Gemeinde Altstadt im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus der Ortschaft Altstadt und dem Ortsteil Theresienau. Altstadt liegt unweit der Einmündung des Polzenflusses in die Elbe direkt an das Stadtgebiet von Tetschen angrenzend. Das Gemeindegebiet umfasste 283 ha und ist im Norden und Westen eben. Im Süden ist das Gelände bergig und steigt die Abhänge der Kolmer Scheibe bis zu deren Gipfel (441 m) hinan. Von den Höhen südlich von Altstadt bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den Tetschen-Bodenbacher Talkessel und die ihn nach Westen und Norden begrenzende Gebirgslandschaft. Zwecks Verbindung mit dem westlichen Ufer der Elbe bestand seit alter Zeit eine Überfuhr, im Verlauf der mittelalterlichen Handelsstraße von Nürnberg in die Lausitz gelegen, die aber auch zum Übersetzen des Verkehrs zwischen dem Polzen- und Eulautal diente. Die Verbindung nach Tetschen stellte die seit 1567 bestehende Sandsteinbrücke dar. 1915 wurde daneben eine Stahlbetonbrücke über den Polzen gebaut. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich Altstadt vom kleinen Bauerndorf zum großen Arbeitnehmerwohnort entwickelt, was auf die Industrialisierung in Tetschen sowie in Altstadt selbst zurückzuführen ist. In der Land- und Forstwirtschaft waren 1945 nur knapp 2 %, in Industrie und Handwerk über 45 % und in Handel und Verkehr 25 % der Erwerbsbevölkerung der Gemeinde tätig. 1939 hatte Altstadt 2.838 Einwohner und war damit die größte Dorfgemeinde des Kreises Tetschen.

Altstadt gehörte seit seiner Gründung zur Stadtpfarrei Tetschen. Die Matriken sind seit 1596 erhalten. Ursprünglich hatte Altstadt eine eigene Kirche St. Bartholomäus, die beim Schwedeneinfall 1639/40 zerstört worden sein soll. 2004 wurden wahrscheinlich Fundamente der Kirche in der Nähe des Hauses Nr.33 gefunden. Altstadt war von Anfang an bis (mindestens) ins 16. Jahrhundert dem Gericht der Stadt Tetschen unterstellt. Mitte des 17. Jahrhunderts besaß der Ort eine eigene Ortsrichterei. 1849 schlossen sich zur Gemeinde Altstadt acht Ortschaften zusammen.1872 verselbständigte sich aber die Gemeinde Birkigt mit den Ortschaften Bachelsdorf und Liebwerd und im Jahr 1891 die Gemeinde Krischwitz mit der Ortschaft Mariannaberg. 1924 schließlich trennte sich die Gemeinde Kolmen mit den Ortschaften Stabigt und Steinbach.

Altstadt dürfte im 13. Jahrhundert als deutsches Dorf mit einreihiger Waldhufenanlage gegründet worden sein. Die früheste halb lateinische/halb tschechische Nennung ist die Eintragung in die Hoflehentafel von 1454 mit „Stare Miesto”; der Landtafeleintrag von 1543 (für 1515) hat die gleiche Schreibweise. Die älteste deutsche Urkunde von 1520, ein Kaufvertrag, lautet auf „Aldenstadt”. Die frühesten genannten Familiennamen sind in den Tetschner Stadtbüchern zu finden. Belegt sind für 1510 Philipp und Wunderlich (Windrich), 1520 Preidel, Rehnelt und Weigel, 1527 Fraise, 1529 Domst, Heyma, Goldammer und Prautsch, 1531 Nitsche, 1535 Brettschneider und Kluge, 1537 Parsche und Veit, 1538 John, 1540 Ficker, Focke und Knorre, 1541 Böhm, 1542 Kamtzer (Kemnitzer), Lux und Ritschel, 1547 Michel und Möller, 1554 Laube, 1560 Grimmer und (ohne genaue Jahresangaben) in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Hofmann, Melzer und Ringelhan.

Im Urbar von 1620 sind als Bauern genannt: Philipp, Goldammer, Hegenbart, Kemnitzer und Lorenz, als Gärtner sind angeführt: Gärtner, John und Schäfer. Müller waren Möller und Werner. Außerdem gab es noch zehn Häusler. In der Steuerrolle von 1654 werden in den 37 Häusern von „Aldt Stadt” als Bauern und Gärtner genannt: Philipp, Goldammer (als „Strnad” = Ammer ins Tschechische übersetzt), Lorenz, Parsche, Welke (oder Wilke), Werner und Vogel. 1713 hatte sich Altstadt auf 47 Häuser vergrößert. Bei den Bauern erschienen statt der alten Familien Goldammer, Wilke und Werner die Namen John, Knorre und ein zweiter Lorenz. 1787 hatte der Ort 60 Hausnummern und 1833 standen 62 Häuser, in denen 331 Einwohner lebten. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 wies der Ort 838 bzw. 1.852 Einwohner auf. 1910 lebten 2.908 Menschen in Altstadt. Diese beträchtliche Zunahme war vor allem eine Folge der starken industriellen Entwicklung. 1921 wurde der Höchststand an Einwohnern mit 3.109, darunter 123 Tschechen, gezählt.

Die häufigsten Familiennamen in Altstadt waren 1934: John, Richter, Lorenz, Walter, Heller, Hieke, Müller, Böhm, Fritsche, Philipp, Wagner, Kunert, Zahn, Bendel, Dörre, Knorre, Nowotny, Parsch(e), Re(h)nelt, Ahne, Hawel, Hegenbart(h), Kliemannel, Laube, Riedel, Wanke, Wenzel, Windrich, Winkler, Zaschke, Cristofolini, Dittrich, Hortig, Neumann, Seidel, Schandra, Sluschny und Stelzig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschen Bewohner blieb die 1942 erfolgte Eingliederung von Altstadt in die Stadt Tetschen-Bodenbach unter der Bezeichnung „Děčín III” erhalten. 1961 lebten 2.660 Bewohner in dem Stadtteil von Děčín.


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