ALT-BOHMEN


Die Gemeinde Alt-Bohmen im Gerichtsbezirk Tetschen bestand aus den nahe beieinander liegenden Ortschaften Alt-Bohmen und Neu-Bohmen. Die Gesamtfläche der Gemeinde betrug 139 ha. Die beiden Orte der Gemeinde liegen in einem leicht hügeligen Gelände auf 300 m Meereshöhe. Lettiger Untergrund und große Feuchtigkeit bedingen eine schwierige Bodenbearbeitung. Die Ausläufer des Böhmischen Mittelgebirges bilden den geologischen Unterbau. Der Wasserreichtum und die geschützte Lage begünstigen einen guten Obstanbau. Der Boden wurde zu 80 % landwirtschaftlich genutzt, knapp 20 % war von Wald bedeckt. Alt- und Neu-Bohmen hatten bis 1945 ihren landwirtschaftlichen Charakter bewahrt und über 40 % der Einwohner lebten noch von der Land- und Forstwirtschaft. Industrielle und handwerkliche Berufen übten 21 % und Handels- und Verkehrsberufe ebenfalls 21 % der Bevölkerung aus. Die Arbeitsplätze waren in Bodenbach und Wilsdorf.

Alt-Bohmen gehörte ursprünglich zu der am anderen Elbufer gelegenen Pfarrei Neschwitz, Neu-Bohmen aber zur Pfarrei in Eulau. 1732 war für Alt-Bohmen die Pfarrei St. Wenzel in Rosawitz zuständig und 1852 kamen beide Ortschaften zu der damals selbständig gewordenen Pfarrei St. Prokop in Ohren. Kirchenbücher bestehen daher auch erst seit 1852. Frühere Aufzeichnungen befinden sich für Alt-Bohmen in den seit 1703 erhaltenen Neschwitzer Matriken und zeitweise auch in den Rosawitzer Matriken. Für Neu-Bohmen sind ältere Kirchenbucheintragungen in der seit 1669 erhaltenen Matrik von Eulau verzeichnet.

Alt-Bohmen könnte zur Zeit der Lotharschlacht, die 1126 in dieser Gegend stattgefunden haben soll (und in welcher der böhmische Herzog Sobieslaw den deutschen Kaiser Lothar II. von Sachsen besiegte), als tschechische Siedlung gegründet worden sein. Eine Entlehnung aus dem Personennamen „boh” wäre möglich. Die älteste urkundliche Nennung datiert von 1543 (für 1515) in der tschechischen Schreibweise „w Bohyni” und ist in der Landtafel zu finden. Von 1554 stammt die erste deutsche Schreibweise „Bohem”. Im Urbar von 1624 lauten die Namen der Bauern Kriegstein (?), Tampe und Werner, die Häusler hießen Lerche, Perthen und Strache. In der Steuerrolle von 1654 hatte das „Dorff Böhmen” sechs Häuser - drei Bauern und drei Häusler. 1713 befanden sich vier Wirte und acht Häusler im Ort, somit standen 12 Wohngebäude, in denen rund 100 Menschen lebten. 1787 gab es 19 Hausnummern und 1833 lebten 131 Einwohner in 22 Häusern. Bei der Volkszählung von 1869 erreichte Alt-Bohmen mit 143 Einwohnern seinen Bevölkerungshöchststand. 1889 lebten 127 deutsche Bewohner im Ort. Die häufigsten Familiennamen in Alt-Bohmen waren 1942 Kretschmer, Böhm, Strache und Tampe.


Neu-Bohmen


Die Ortschaft Neu-Bohmen, welche bis 1945 auch Kokisch genannt wurde, dürfte eine um 1400 entstandene deutsche Rodung gewesen sein, auch wenn die frühere Bezeichnung „Kokisch” aus dem Slawischen abgeleitet ist. Die ältesten Nennungen stammen aus den Jahren 1544 (für 1527) und 1554 mit „w kakuczych” in der Landtafel. Die deutsche Umformung taucht erstmals 1584 als „Kakisch” auf. 1654 hatte „Kokesch” vier Häuser und gehörte zur Herrschaft Großpriesen (Alt-Bohmen gehörte dagegen zur Herrschaft Tetschen). 1713 hießen die Gärtner Strache und Hübner, die übrigen zwei Wirte Strache und Laube. 1787 gab es 20 Hausnummern und 1833 lebten 149 Einwohner in 21 Häusern. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 hatte Neu-Bohmen 103 bzw. 119 deutsche Einwohner. Die häufigsten Familiennamen lauteten 1942 Kretschmer, Münzberg und Schiechel.

Die heutigen tschechischen Gemeinden Stará Bohyne (= Alt-Bohmen) und Nová Bohyne (= Neu-Bohmen) sind nicht mehr selbständig, sondern gehören zur politischen Gemeinde Malšovice (= Malschwitz). 1961 lebten in Stará Bohyne 97 und in Nová Bohyne 44 Einwohner. Bei der Zählung am 03.07.2006 wurden 825 Menschen in der politischen Gemeinde Malšovice erfasst.

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