ALGERSDORF
Die Gemeinde Algersdorf, 6 km südöstlich von Bensen gelegen, bestand aus den Ortschaften Algersdorf und Schneppendorf. Das Gemeindegebiet ist durchwegs bergig und wurde zu zwei Dritteln landwirtschaftlich genutzt. Die überwiegend lehmhaltigen Böden sind mager-gut bis sehr gut. Der Obstbau war recht bedeutend. Algersdorf wird von dem oberhalb der Ortschaft entspringenden Dorfbach oder Algersdorfer Bach durchflossen, der nach 5 km in den Polzenfluss mündet.
Algersdorf und Schneppendorf hatten bis 1945 ihren landwirtschaftlichen Charakter bewahrt, da nur wenige gewerbliche Betriebe ansässig waren. Aus den ursprünglich 50 größeren und kleineren Bauerngütern hatten sich 72 landwirtschaftliche Betriebe entwickelt. Größter Betrieb in Algersdorf war die Allgemeine Industrie AG Schütz mit einer Streichgarnspinnerei und einem Sägewerk. Dazu kamen ein Elektrizitätswerk, eine Dachpappenfabrik und eine Zementziegelfabrikation, eine Getreidemahlmühle und eine Ölmühle sowie drei Trachytsteinbrüche. Außerdem gab es mehrere Genossenschaften. Seit Ende des 19. Jh. war Algersdorf Sitz eines Distriktsarztes mit Hausapotheke. 1939 lebten in beiden Orten 1.765 Einwohner in 534 Haushaltungen. 84,2 % der Bevölkerung war katholisch.
Die Pfarrei Algersdorf wird erstmals 1352 als „Perchtoldi villa” in den Papstzehentregistern erwähnt. Von 1568 bis 1624 war die Pfarrei lutherisch. Nach der Rekatholisierung wurden die Nachbarpfarreien Konoged, Mertendorf (als Filiale) und Munker (als Kommandantur) eineinhalb Jahrhunderte lang von Algersdorf mitverwaltet. 1786, nach der neuerlichen Verselbständigung, verblieb nur das in der Zwischenzeit gegründete Schneppendorf beim Algersdorfer Pfarrsprengel. Im 19. Jahrhundert kam die Pfarrei zum Vikariat Auscha. Die Matriken von Algersdorf sind seit 1645 erhalten. Die Pfarrkirche St. Barbara wurde 1724 bis 1729 in barockem Stil erbaut. Eine Kapelle wurde 1792 beim Kirchenaufgang und die Totenkapelle am alten Friedhof 1862 errichtet. Das Kirchenfest von Algersdorf wurde 1823 vom ursprünglichen Termin, dem Barbaratag am 4. Dezember, auf den dritten Sonntag nach Pfingsten verlegt. Der Gelöbnistag am 3. Juli wurde nach einem großen Unwetter 1835 eingeführt. Die Pfarrkirche St. Barbara wurde 1975 gesprengt und der alte Kirchhof eingeebnet. Einige Statuen wurden in die St. Anna Kirche nach Wernstadt verbracht.
Algersdorf wurde als Waldhufenanlage nach deutschem Recht im 13. Jahrhundert gegründet und besaß in früher Zeit ein Erbgericht. Nach der Steuerrolle von 1654 hatte „Welkarzicze” 42 Bauern, acht Gärtner und 42 Häusler - insgesamt somit 92 Häuser. Die Namen der Bauern und Gärtner lauteten Heller, Krombholz, Möser, Storch, Glanz, Heide, Schneider, Röllig, Rösler, Dobiasch, Fischer, Hille, Knorre, König, Patzner, Ringelhan, Seemann, Seidel, Trödel und Werner. Die 1584 bzw. 1587 genannten Namen Zimmer und Richter kamen nicht mehr vor. Im Jahre 1700 wurde, vermutlich anstelle einer aus dem 17. Jahrhundert stammenden Veste, durch die Grafen Sporck ein barockes Jagdschloss erbaut, das 1808 in eine Spinnerei umgewandelt wurde. 1713 bestand Algersdorf aus 50 Wirten und 109 Häuslern, zusammen also aus 159 Häusern. 1787 gab es 243 Hausnummern und 1833 hatten Ober- und Niederalgersdorf zusammen 253 Häuser mit 1.304 Einwohnern. Nach den Volkszählungen von 1869 und 1890 lebten 1.572 bzw. 1.621 Menschen im Ort. 1930 wurde mit 1.687 Personen der Höchststand erreicht. Die häufigsten Familiennamen waren 1934 Möser, Heller, Storch, König, Krombholz, Böhm, Werner, Richter, Wagner, Franz, Röllig, Heide, Klein, Hanke, Hortig, Krolop, Neumann, Rösler, Strobach, Fiedler, Hegenbart, Kreibich, Nitsche, Ritschel und Weigel.
In Niederalgersdorf wurde 1870 der Schriftsteller Karl May wegen Landstreicherei verhaftet.
Schneppendorf
Schneppendorf wurde 1763 auf Blankersdorfer und Algersdorfer Bauerngründen angelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die hochgelegenen, feuchten Gründe am Oberlauf des Triebschbaches von der Herrschaft Konoged als Jagdgebiet genutzt. 1772 gab es in Schneppendorf 16 Ansiedler mit den Namen Heller, Storch, Rieß, Eiselt, Kaulfuß, Klum, Krombholz, Ritschel und Röllig. In Schneppendorf wurde früher ein bedeutender Vogelherd oder „Schnappherd” zum Einfangen von Vögeln unterhalten, wovon der Ortsname abgeleitet wurde. Ursprünglich sollte der Ort „Walddörfl” heißen, woran später noch die Waldmühle erinnerte. 1787 war der Ort auf 26 Häuser angewachsen und 1833 standen 34 Wohngebäude, in denen 175 Menschen lebten. Bei den Volkszählungen von 1869 und 1890 lebten 213 bzw. 193 deutsche Einwohner im Ort. Der Bevölkerungshöchststand wurde 1930 mit 222 Personen erreicht. Die häufigsten Familiennamen in Schneppendorf waren 1934 Röllig, Gaube, Richter und Weigel.
1961 hatte die tschechische Gemeinde Valkerice (= Algersdorf) 595 Bewohner, davon lebten 550 in Valkerice und 45 in Sluková (= Schneppendorf). Am 28.08.2006 lebten in Valkerice und Sluková 391 Einwohner, am 01.01.2018 waren es 400 Einwohner.